Mehr Papier, weniger Kunststoff und 1 Problem: Neue Verpackungen beim globalen Marktführer für Beeren

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Driscoll’s ist der globale Marktführer für frische Beeren. Im Zuge der Selbstverpflichtungen des Unternehmens im Umweltbereich wird nun die Verpackung umgestellt. Sie besteht in Zukunft zu 94 Prozent aus Papier. Für die transparente Oberfolie setzt man auf Polypropylen (PP). Obwohl die gesamte Verpackung recyclingfähig ist, gibt es ein Manko. Denn die Einsparung von 94 Prozent Kunststoff führt zu mehr Aufwand und größere Störquellen bei der Sortierung – was die praktische Recyclingquote stark in Frage stellt.

 

Das kalifornische Unternehmen Driscoll’s ist der weltweit größte Produzent von Erdbeeren und sieht sich selbst auch als globaler Marktführer für Beeren insgesamt. Im Rahmen seiner Umweltverpflichtungen setzt das Unternehmen unter anderem auf 100 % recyclingfähige Verpackungen bis 2025. Auch die Reduzierung von Kunststoff gehört zu den Zielen.

Driscoll’s Deutschland hat nun eine neue Verpackung eingeführt.

 

Die neue Verpackung

Wo vorher vollständig auf Kunststoff gesetzt wurde, kommt nun ein Paper-Tray in Kombination mit einer PP Folie zum Einsatz.

  • 94 % der Verpackung besteht aus Karton. Er ist vollständig recycelbar und verwendet Fasern mit dem internationalen Zertifizierungssystem FSC für nachhaltige Waldwirtschaft.
  • Die transparente Oberfolie aus Polypropylen (PP) ist ebenfalls recycelbar. Sie macht 6 Prozent der Verpackung aus. Die Folie kommt als Sichtfenster zum Einsatz und ermöglicht Verbraucherinnen und Verbrauchern einen visuellen Check der Beeren-Qualität.

 

Die Haben-Seite

  • 94 Prozent weniger Kunststoff ist ein Erfolg, wenn man sich die Reduzierung des Kunststoffeinsatzes auf die Fahne geschrieben hat. Driscoll’s sieht Papier hier nach eigener Auskunft als derzeit beste Alternative. Allein in Deutschland spare die neue Verpackung tausende Kilogramm Einwegkunststoffe.
  • Auch auf das eigene Klima-Versprechen kann das Unternehmen mit der neuen Verpackung einzahlen. Sie senkt ihren CO2-Fußabdruck gegenüber der bisherigen Lösung nach Angaben von Driscoll’s um beachtliche 45%.

Das Fazit des Unternehmens klingt das so: „Eine Verpackung, die die Sichtbarkeit im Regal erhöht, vollständig recycelbar ist und sowohl die Menge an Plastik als auch den CO2-Fußabdruck reduziert.“

 

Das Soll

So verständlich und sinnvoll die Paperization grundsätzlich ist, man muss bei der Substitution von Kunststoff durch Papier auf die Details schauen. So ist der „Hybrid“ aus Papier und PP-Folie im Fall von Driscoll’s durchaus verständlich, da der Blick auf die Beeren für Verbraucherinnen und Verbraucher gegeben sein muss.

Allerdings führt dieses „Mischsystem“ dazu, dass die 100%tigen Recyclingfähigkeit Theorie bleiben wird. Denn erfahrungsgemäß trennen die meisten Menschen Folie und Tray nicht, sondern entsorgen die Verpackung als Ganzes. Das führt zu Problemen in der Sortierung und im Ergebnis zu einer deutlich geringeren stofflichen Verwertung.

 

Fazit

So klein das Detail erscheinen mag – es ist in Bezug auf Kreislaufwirtschaft entscheidend. Deshalb sind „Mischsysteme“ dieser Art als Antwort auf Klima- und Umweltschutz ein zweischneidiges Schwert.


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    Thomas Reiner

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