Mehrweg im Aufwind: Das neue Rückgabesystem für Getränkeverpackungen der Slowakei erzielt im ersten Jahr Quoten von über 70%

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Anfang 2022 wurde in der Slowakei ein Pfandsystem für PET-Einwegflaschen und Metalldosen eingeführt. Das System setzt auf Rückgabeautomaten von TOMRA und ein Einlagenrückgabesystem. Es soll die Anforderungen der EU-Richtlinie über Einwegkunststoffe erfüllen, höhere Rückgabe- und Recyclingquoten ermöglichen und das Littering-Problem angehen. Die vorab vorgeschriebene Rückgabequote für das Jahr 2022 erreichte 70 Prozent. Aus Deutschland kennen wir bereits die Wirkung eines verhältnismäßig erfolgreichen Rückgabe-Systems. Das Beispiel der Slowakei unterstreicht unsere Überzeugung, dass Mehrweg- und Rückgabesysteme weiter an Bedeutung gewinnen werden. Der Trend steht erst am Anfang.

 

Nach Angaben des slowakischen Pfandsystems (DRS) konnten über das neue Rückgabesystem im ersten Jahr seiner Etablierung mehr als 820 Millionen Getränkeverpackungen eingesammelt und der Wiederverwertung zugeführt werden.

Die vom Gesetzgeber vorab festgelegte Mindest-Rückgabequote von 60 Prozent wurde um fast 17 Prozent übertroffen und erreichte 70 Prozent. Das bewerten die Beteiligten nicht zu Unrecht als Erfolg. Bis 2025 will man eine Rücklaufquote von 90 Prozent erreichen.

 

Pfandsystem

Das Rückgabesystem der Slowakei setzt auf Pfand. Verbraucher müssen beim Kauf von Getränken in PET-Flaschen oder Dosen ein Pfand von 15 Cent entrichten, das ihnen bei der Rückgabe der gebrauchten Verpackung erstattet wird.

 

Finanzierung

Das slowakische System finanziert sich Berichten zufolge über drei Säulen:

  • Verwaltungsgebühren, die von Getränkeherstellern gezahlten werden müssen,
  • Einnahmen aus dem Verkauf von gesammeltem Material und
  • Gewinne durch nicht eingelöste Pfandgelder für Behälter.

 

Technische Lösung

Das slowakische System schreibt nicht vor, auf welche Weise Verkaufsstellen ihrer Pflicht zur Rücknahme nachkommen. Theoretisch kann das Leergut also auch von Mensch zu Mensch an den Kassen abgegeben werden. Erwartungsgemäß hat sich jedoch eine automatisierte Lösung durchgesetzt, die mit Rückgabeautomaten von TOMRA arbeitet. Nach Unternehmensangaben hat man derzeit rund 2.000 dieser automatisierten Rückgabestellen in der Slowakei installiert.

 

Betroffene Verpackungen / Produkte

Die Automaten sind für PET-Einwegflaschen und Metalldosen mit einer Größe von 0,1 bis 3 Litern geeignet. Getränke mit einem Alkoholgehalt von über 15 Prozent, Sirup, Milch und Getränke auf Milchbasis sind von der Pfand-Mehrweg-Pflicht ausgenommen.

 

Verkaufsstellen

Zur Teilnahme an dem Rückgabesystem beziehungsweise zur Rücknahme leerer PET-Getränkeflaschen und Dosen sind alle Einzelhandelsgeschäfte mit einer Fläche von mehr als 300 Quadratmetern verpflichtet. Kleinere Geschäfte können sich dem DRS-System freiwillig anschließen.

 

Konsumentinnen und Konsumenten

Nach Angaben des slowakischen Pfandsystems (DRS) waren 77 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten mit der Umsetzung des Systems zufrieden, 55 Prozent sogar sehr zufrieden. Laut einer Studie von TOMRA kannten bereits drei Monate nach dem Start des Systems 99,2 Prozent der slowakischen Verbraucherinnen und Verbraucher das slowakische DRS.

 

Systemverantwortliche

Verantwortliche für den Betrieb des DRS, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Einbeziehung aller Stakeholder ist ein zentraler Systemadministrator. Dieser wurde 2021 von vier nationalen Verbänden gegründet:

  • dem Verband der Hersteller von alkoholfreien Getränken und Mineralwasser,
  • dem slowakischen Verband der Bier- und Malzhersteller,
  • der Slowakischen Allianz des modernen Einzelhandels und
  • dem Einzelhandelsverband der Slowakischen Republik

 

Mehrweg im Aufwind

Wir sind schon seit einiger Zeit der festen Überzeugung, dass Mehrweg und Rückgabesysteme an Bedeutung zunehmen werden. In Deutschland ist ein solches Pfandsystem bereits seit vielen Jahren relativ erfolgreich etabliert und wird Stück für Stück auf immer mehr Getränkeverpackungen ausgedehnt.

Der Trend zu Mehrweg- beziehungsweise Pfandverpackungen wird sich zunehmend etablieren. Wir werden deutliche mehr davon sehen. Erfolgreiche Umsetzungen wie in der Slowakei untermauern das. Und die gesetzlichen Vorgaben der EU tun ein übriges. So legt der jüngst präsentierte Vorschlag für die neue europäische Packaging and Packaging Waste Regulation einen speziellen Fokus auf Mehrwegsysteme – und gibt steigende Quoten nicht nur für Getränkeverpackungen vor.


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    Thomas Reiner

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