Biologisch abbaubare Kunststoffverpackungen sind nur eine von vielen Stoßrichtungen im Bereich Nachhaltigkeit. Aktuelle Daten zeigen jedoch einen gewaltigen Anstieg beim Einsatz von Bioplastik. Noch ist unklar, welche Bedeutung das Material in Zukunft tatsächlich erringen wird. Die Zahlen belegen jedoch erneut die enorme Dynamik im Nachhaltigkeitsbereich. Wer nach Chancen und Potential für Wachstum sucht, wird beim Thema Nachhaltigkeit fündig. Wir beleuchten die aktuelle Situation, schauen auf Faktoren und Kräfte hinter der Entwicklung, benennen die Schwierigkeiten und schätzen die Situation für Sie ein.
Bioplastik zur Verwendung in Verpackungen ist „on fire“. Der Verbrauch wächst dynamisch, wie aktuelle Daten belegen. Natürlich sind biologisch abbaubare Kunststoffverpackungen nur eine von vielen Stoßrichtungen im Bereich Nachhaltigkeit. Zudem ist noch nicht ausgemacht, welche Bedeutung das Material in Zukunft tatsächlich erringen kann. Die Wachstumszahlen belegen jedoch nachdrücklich, wie groß die Dynamik beim Thema Nachhaltigkeit ist. Klar wird damit auch: Wer nach Chancen und Potential für Wachstum sucht, wird beim Thema Nachhaltigkeit fündig.
Grundsätzliche Einschätzung
- Biokunststoffe haben inzwischen ebenfalls ein hoch entwickeltes Leistungsprofil wie herkömmliche Kunststoffe. Darüber hinaus bieten sie Nachhaltigkeitsvorteile. Dazu gehören ein verringerter CO2-Fußabdruck oder auch erweiterte Optionen bei der Abfallbewirtschaftung durch
- Aus grundsätzlichen Umwelterwägungen wäre es sicherlich hilfreich, wenn alle Kunststoffverpackungen aus Biokunststoffen wären, vor allem in Ländern ohne funktionierende Abfallwirtschaft. Der große Umweltvorteil von Biokunststoff unter diesem Gesichtspunkt: Er ist an sich ungiftig und biologisch abbaubar.
- Fakt ist aber auch: Bis zur vollständigen Substitution von konventionellem Kunststoff durch Bioplastik liegt ganz offensichtlich, und leider, noch ein langer und schwerer Weg vor uns.
Marktübersicht Bioplastik
- Daten von Global Data zeigen einen enormen Anstieg des Bioplastikanteils in Verpackungen. Die globale Produktion von 2,1 Millionen Tonnen im Jahr 2020 steigt den Prognosen nach bis 2025 auf 2,8 Millionen Tonnen: das entspricht einem jährlichen Wachstum von ca. 6%.
- Rund 50 Prozent des produzierten Biokunststoffs wird in Verpackungen eingesetzt.
- Insgesamt ist der Anteil von Biokunststoff im Vergleich zur Gesamtkunststoffproduktion von global 370 Millionen Tonnen noch immer gering. Die Wachstumsraten allerdings sind beeindruckend.
- Rund ein Viertel der Produktionskapazitäten befinden sich aktuell in Europa. Bis 2025 soll der Anteil auf 28 Prozent steigen.
- Mit 19 Prozent hat PLA (Polylactid Acid) aktuell den größten Anteil an der Biokunststoffproduktion.
- Für Bioplastik werden aktuell rund 0,015 Prozent der insgesamt zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Fläche von 4,7 Mrd. Hektar genutzt.
- Die größten europäischen Player im Biokunststoffmarkt sind Novamont, Arkema, Natureworks, Braskem und BASF.
Faktoren und Kräfte hinter der Entwicklung
Die stark steigenden Zahlen bei der Verwendung von Biokunststoff für Verpackungen sind kein Zufall. Es lassen sich etliche Treiber ausmachen. Dazu gehören vor allem:
- Eine hohe Akzeptanz bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
- Umweltvorteile und geringere Umweltauswirkungen sowie eine Reduktion des CO2-Ausstoßes im Vergleich zu konventionellem Kunststoff.
- Biokunststoffe sind erneuerbar und verfügbar.
- Die Materialien sind effizient und technologisch ausgereift. Sie finden in allen Branchen als Ersatz für herkömmliche Kunststoffe Anwendung.
- EU-Programme wie „Horizont Europa“ und „Bio-Plastics Europe“ fördern die Forschung und Entwicklung von Biokunststoffen.
- Markeninhaber wie beispielsweise Procter & Gamble, Danone, Puma, Lego, IKEA, Tetra Pak, Heinz oder Toyota haben die Großproduktion und die Einführung erster Produkte in Europa bereits gestartet.
Schwierigkeiten und Nachteile
- Noch immer wird viel Biokunststoff aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, die in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen und darüber hinaus den Einsatz von Pestiziden erfordern. Das betrifft beispielsweise Mais und Zuckerrohr.
- Bei kompostierbaren Biokunststoffen hat man inzwischen eine gute Verfallszeit in der Umwelt erreicht. Nicht kompostierbare Biokunststoffe zeigen sich in Tests dagegen noch sehr „abbauresistent“ und weisen damit ein grundlegendes Problem herkömmlicher Kunststoffe auf. Bei der Kompostierbarkeit muss man zudem unterscheiden, ob es um „industrielle“ Kompostierung geht, die nur unter Zufuhr von Wärme funktioniert und damit erneut einen Fußabdruck erzeugt.
- Im Recyclingprozess können Sortieranlagen aktuell meist noch nicht zwischen abbaubaren bzw. kompostierbaren und nicht abbaubaren Kunststoffen unterscheiden. Das führt dazu, dass diese Materialien nicht systematisch einer spezifischen Sortierfraktion zugeführt werden.
- Biokunststoffe sind aktuell noch teurer als konventionelle Kunststoffe.
- Für die Erzeugung von Biokunststoffen werden landwirtschaftliche Flächen benötigt.
Fazit und Ausblick
Wie bereits erwähnt, wäre es grundsätzlich hilfreich, wenn alle Kunststoffverpackungen aus Biokunststoffen bestünden. Die Vorteile gegenüber konventionellem Kunststoff überwiegen die Nachteile.
Der höhere Preis für Biokunststoff wäre hierbei kein schlagendes Argument. Selbst wenn man die Materialkosten mit 200 Prozent gegenüber konventionellem Kunststoff veranschlagt, würde das beispielsweise bei einem Joghurtbecher kaum ins Gewicht fallen. Dieser kostet auch unter Verwendung von Bioplastik nur rund 3 Cent.
Auch der zusätzliche Land-Use stellt keinen wirklichen Hinderungsgrund dar. Aktuell werden rund 70 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Flächen für die Fleischproduktion verwendet. Eine Besteuerung von Flächen für die Fleischproduktion oder eine Förderung für die Nutzung von Flächen für Bioplastikrohstoffquellen könnten entsprechende Anbauflächen freimachen.
Insgesamt ist der Weg bis zur flächendeckenden Substitution von konventionellem Kunststoff durch Bioplastik noch lang und steinig. Klar ist aber auch, dass große Brands und Hersteller diesen Weg bereits beschreiten. Die Wachstumsraten beim Einsatz von Biokunststoff für Verpackungen verdeutlichen die Dynamik. Und sie zeigen, dass sich hier ein lukratives Handlungsfeld auftut, auch wenn Bioplastik nur eine von vielen Stoßrichtungen der Nachhaltigkeitsrevolution ist.
Was ohne Wenn und Aber feststeht: Wer nach Chancen und Potential für Wachstum sucht, wird beim Thema Nachhaltigkeit fündig.