Coke Europe führt Tethered Caps ein und erfüllt eine (fragwürdige) EU-Richtlinie

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Die Coca-Cola Company hat angekündigt, in Europa einen neuen, leichtgewichtigen „Bügelverschluss“ für seine kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränke in PET-Flaschen einzusetzen. Neben Vorteilen bei Recyclingfähigkeit und Materialersparnis erfüllt der neue Verschluss vor allem die ab Juli 2024 in Kraft tretende EU-Vorgabe zu Tethered Caps. Sie will sicherstellen, dass Flaschen gemeinsam mit ihren Verschlüssen recycelt werden und lose Verschlüsse nicht mehr in der Umwelt landen. Die Tethered Caps Vorschrift zwingt Unternehmen zu hohen Investments. Es stellt sich die Frage, ob die Vorgabe tatsächlich zielführend ist. Im Sinne der Sache wäre es besser, wenn die regulatorische Arbeit stärker auf den Austausch mit Fachleuten und die Expertise von Experten setzen würde.

 

Mehr als 400 Millionen der fest mit der Flasche verbundenen Verschlüsse wurden bisher erfolgreich auf Coca-Cola-Abfüllanlagen in Deutschland, Spanien und Großbritannien eingesetzt. Aktuell läuft die Einführung in den anderen europäischen Werken des Unternehmens.

 

(Öko-)Details zum neuen Verschluss

  • Der Verschluss basiert auf der patentierten CompactFlip-Scharnierlösung des US-Kunststoffunternehmens Berry und wurde von der Cetie (The International Technical Centre for Bottling) Single-Use Plastics Group entwickelt.
  • Nach Unternehmensangaben ist es der erste Verschluss, der in Verbindung mit dem neuen leichten 26-mm-GME30.40-Hals verwendet wird. Die neue Mündung spart im Vergleich zur aktuellen PCO-1881-Mündung über 1 g PET pro Verschluss ein.
  • In Kombination mit der 10-prozentigen Gewichtsreduzierung durch den Verschluss ist die neue Verpackung nach Angaben von Coca-Cola nun rund 20 % leichter als die PCO-1881-Version.

 

Die EU-Verordnung

Die EU-Richtlinie 2019/2024 schreibt vor, dass Einweg-Kunststoff-Getränkeflaschen mit einem Fassungsvermögen von bis zu 3 Litern ab Juli 2024 mit Verschlüssen versehen werden müssen, die während der gesamten Nutzungsdauer auf dem Behälter verbleiben. Das Ziel: Verschlüsse sollen nicht mehr in der Umwelt landen oder für das Recycling verloren gehen.

 

Viel Aufwand, wenig Ertrag?

Coca-Cola will bis 2025 weltweit 100 Prozent seiner Verpackungen recycelbar machen. In dieser Beziehung ist der neue Verschluss ein weiterer Schritt, über den man sich freuen kann. Auch der geminderte Materialaufwand zahlt auf die Nachhaltigkeitsziele ein. Wenn es jedoch um die Erfüllung der EU-Vorgabe für fest mit der Flasche verbundene Verschlüsse geht, bleiben große Fragezeichen.

Denn die Umstellung hin zu Tethered Caps erfordert hohe Investitionen von den Unternehmen. Lohnt sich dieser Aufwand? Wie hoch ist der Anteil der Konsumenten, die Verschlüsse und Flasche tatsächlich getrennt entsorgen beziehungsweise nur die Flasche fachgerecht zurückführen und den Verschluss in die Umwelt werfen? Die meisten dürften beide Komponenten ohnehin immer zusammen entsorgen (auf welchem Weg auch immer).

 

Mehr Expertise für Regulationen nötig

Die Frage ist, ob es nicht andere, effektivere Hebel gibt, um Probleme dieser Art zu lösen. Zielführend und im Sinne der Sache wäre es besser, wenn die regulatorische Arbeit stärker auf den Austausch mit Fachleuten und die Expertise von Experten setzen würde – und zwar bevor die Beschlüsse gesetzlich verankert und durchgesetzt werden. Die gewünschten Effekte wären mit hoher Wahrscheinlichkeit größer – und die Kosten geringer.


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    Thomas Reiner

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