Die Plastics Recycling Show Europe in Amsterdam ist der richtige Ort für alle, die sich für die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen interessieren. Sie versammelt Akteure der Kunststoff- sowie Kunststoffrecyclingbranche. Zentrales Thema dieses Jahr: Die neuesten Entwicklungen im Bereich Kunststoffrecycling und Kreislaufwirtschaft. Wir haben das Event für Sie besucht und zentrale Zahlen und Aussagen wichtiger Stakeholder zusammengetragen.
Grundlegendes
Regulierung war auch hier eines der bestimmenden Themen, so machte zum Beispiel Werner Bosman, Teamleader, Plastics‘ der European Commission unter anderem deutlich, dass es darum geht, Kunststoffe zukünftig noch kreislauffähig zu machen. Die Europäische Kommission hat im Rahmen des Green Deals und der Kreislaufwirtschaftsstrategie konkrete Maßnahmen zur Förderung des Kunststoffrecyclings vorgenommen.
Quoten für den Einsatz von recyceltem Kunststoff
Die ambitionierten politischen Ziele stellen die Branche laut Bosman vor spannenden Herausforderungen. Bis 2025 sollen 10 Millionen Tonnen recycelte Kunststoffe in neuen Produkten (auch außerhalb von Verpackungen) eingesetzt werden. Für den Bereich Verpackung sieht die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) konkrete Rezyklateinsatzquoten bis 2030 vor. Diese Maßnahmen soll dazu beitragen, den Kunststoffkreislauf zu schließen.
Aktuelle Situation und Potenzial
Aktuelle Zahlen zeigen laut Bosman, dass von den 60 Millionen Tonnen des in Europa produzierten Kunststoffs lediglich die Hälfte gesammelt und sortiert wird. Wirklich recycelt wird am Ende sogar nur ein Drittel. Es ist also noch ein weiter Weg zu gehen…
Nach Bosmans Aussage, könnte dreizehnmal mehr Kunststoff recycelt und mehr hochwertiges Rezyklat produziert werden, wenn Kunststoff getrennt gesammelt würde. Ein verstärkter Fokus auf die getrennte Sammlung von Kunststoffen könnte hier die notwendige Abhilfe schaffen.
Mechanisches und chemisches Recycling
Wenn es um die Frage nach einem quantitativ und qualitativ besseren Recycling geht, ruft das stets die Diskussion um mechanisches versus chemisches Recycling hervor.
Bosman gab zu verstehen,
- dass die Europäische Kommission beide Recyclingmethoden als wichtig ansieht, wobei sie unterschiedliche Rollen spielen.
- Mechanisches Recycling wird generell als die bevorzugte Methode betrachtet, da es in der Regel umweltfreundlicher ist, dennoch wird chemisches Recycling als wichtige ergänzende Technologie zum mechanischen Recycling gesehen.
- Die Kommission betont, dass es nicht um einen Wettbewerb zwischen den beiden Methoden geht, sondern ein wichtiger Schritt für die Erreichung der Kreislaufwirtschaftsziele.
- Trotzdem wird das chemische Recycling noch nicht auf die gesetzlichen Rezyklateinsatzquoten angerechnet.
Gerade der letzte Punkt ist kritisch, denn genau diese rechtliche Grundlage wäre für den Erfolg neuer Anlagen erfolgsentscheidend, drücken Mitglieder von Plastic Europe aus.
Plastics Europe Mitglieder kündigten in den letzten Monaten an, erhebliche Investitionen in Höhe von 8 Mrd. € zu tätigen. Damit soll die Produktion von 2,8 Mio. Tonnen chemischen Rezyklats bis 2030 möglich sein. Im Jahr 2025 sollen bereits 1,2 Mio. Tonnen chemisches Rezyklat produziert werden.
Das Nova-Institut ist sehr viel zurückhaltender und prognostiziert aktuell in Europa lediglich 500 kt pro Jahr bis 2027.
Nova und Plastics Europe sind sich aber dahingehend einig, dass sie Pyrolyse und Depolymerisation aufgrund der breitesten Materialeinsatzpalette zum Gewinner ausrufen.
Bedarf an Rezyklat bis 2030
Ganz gleich, ob die Hochrechnungen und Prognosen von Plastics Europe oder Nova-Institut zum Tragen kommen: Die Mengen wären sehr wichtig, um zumindest einen Teil des von Plastics Europe geschätzten PCR-Bedarfs zu decken, der durch die Rezyklateinsatzquoten bei Kunststoffverpackungen auf rund 6 Millionen Tonnen bis 2030 geschätzt wird.
Fazit von Plastic Recycler Europe
Ton Emans, President of Plastic Recycler Europe (PRE), erklärte abschließend
- dass die Mitglieder gemeinsame Ziele verfolgen: Das Kunststoffrecycling in Europa verbessern und vermeiden, dass viele Kunststoffe weiterhin verbrannt und deponiert werden.
- Derzeit tun sich die Recycler schwer, weil Neuplastik teurer ist als Recyclate und daher kaum eine Chance auf dem Markt hat.
- Erschwerend kommt hinzu, dass viele Kunststoffverpackungen, die heute auf dem Markt verwendet werden, nicht recycelbar sind. Dies gilt es unbedingt zu ändern, gegebenenfalls über eine höhere Besteuerung von Kunststoffen, die mit fossilen Rohstoffen hergestellt wurden.
- Der Verband mit seinen insgesamt 200 Mitgliedern und mehr als 25 Jahren Erfahrungen ist stolz darauf was bereits geschafft wurde. Aber die Sammlung, die Sortierung und das Recycling müssen weiter vorangetrieben werden, um die ehrgeizigen Kreislaufwirtschaftsziele 2030 zu erreichen.