Der Fachkräftemangel hat sich zum größten Risiko für Unternehmen entwickelt. Gut, wer sich jetzt als nachhaltiges Unternehmen präsentieren kann – denn das erhöht die Attraktivität enorm. Schlecht, wenn es mit der eigenen Nachhaltigkeit noch nicht so weit her ist. Denn dazu bräuchte es neben einer Strategie auch entsprechende Fachkräfte. Wie löst man dieses Problem, erringt Nachhaltigkeit, macht sich für den Nachwuchs attraktiv und gleichzeitig am Markt den Unterschied? Das wollen wir Ihnen aufzeigen.
Risiko Fachkräftemangel
Eine aktuelle Studie von Deloitte von Oktober 2021 bestätigt, dass der Fachkräftemangel für Unternehmen zum größten Risiko entwickelt hat – noch vor steigenden Rohstoffpreisen, zunehmender Regulierung und Energiekosten. Auch die Verpackungswirtschaft ist von dieser Misere betroffen. Besonders hart trifft es gummi- und kunststoffverarbeitende Betriebe sowie Unternehmen der Logistik.
Nachhaltigkeit als Magnet
Unternehmen, die als zukunftsfähig und nachhaltig wahrgenommen werden, haben bei der Suche nach Fachkräften einen deutlichen Vorteil. Entsprechende Erfahrungen werden auch durch die Ergebnisse von Befragungen wie dem Future Talents Report 2020 belegt.
Zuerst die Henne oder das Ei?
Aber wie löst man das Problem, als nachhaltiges Unternehmen wahrgenommen zu werden, wenn man zur Etablierung von Nachhaltigkeit im Unternehmen erst einmal entsprechend geschultes und fähiges „Nachhaltigkeits-Personal“ bräuchte? Wobei genau das nicht zu finden ist.
Diese Mangelsituation hat sich über die letzten Jahre weiter verschärft. Kein Wunder, denn das Problem wächst in dem Maß, in dem Nachhaltigkeit in unserer Branche beständig an Fahrt aufgenommen hat und inzwischen zu einem disruptiven Game-Changer geworden ist. Das hat „natürlich“ dazu geführt, dass der Fachkräftemarkt insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit leergefegt ist.
Also doch erst einmal ohne die entsprechende Expertise im Team loslegen? Viele, gerade kleinere Unternehmen entscheiden sich genau dafür. Sie müssen aber schon bald erkennen, dass sie vom Start weg mit vielen, auch neuen und bislang unbekannten Anforderungen konfrontiert werden. Der Versuch, diese neuen Anforderungen in den laufenden Betrieb zu integrieren und erst einmal zusätzlich zu den schon bestehenden Aufgaben zu lösen, ist in den meisten Fällen zum Scheitern verurteilt. Denn dieser Weg ist zwar aufwändig, aber wenig effizient und oft erratisch.
Was es braucht: Strategie
Ein Hauptgrund für das Scheitern vieler Nachhaltigkeitsanstrengungen ist das Fehlen einer klar definierten Strategie, wohin genau die Arbeit führen soll und welche Etappen zu welchem Ziel führen sollen.
Eine Trendstudie von Simon, Kucher & Partners aus dem Jahr 2020 für den Bereich Paper und Packaging belegt das: 84 Prozent der befragten Unternehmen führen Nachhaltigkeitsanstrengungen durch, aber eine Mehrheit von 52 Prozent tut dies ohne klare Strategie und Ziel.
Nachhaltigkeit verankern
Bei der Suche nach Fachkräften mit entsprechendem Nachhaltigkeits-Know-how geht es nicht nur um eine Stabsstelle. Um wirklich nachhaltiges Wirtschaften im Unternehmen zu verankern, braucht es Kolleginnen und Kollegen mit speziellem Wissen, beispielsweise im Ein- und Verkauf. Eine Nachhaltigkeitsstrategie darf sich nicht auf die Führungsebene beschränken.
Neben der Strategie muss auch die erforderliche Organisation im Unternehmen aufgebaut werden. Wie wichtig und erfolgsbringend das ist, wissen wir aus erster Hand. Seit 2007 unterstützen wir große und kleine Player der Verpackungsbranche beim Aufbau und der Umsetzung von ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategien im Unternehmen.
Wo finde ich meine Fachkraft?
Wir haben in den letzten Jahren schon die unterschiedlichsten Methoden erlebt, wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsfachkräfte suchen. Häufig geht der Blick nach außen. Den entsprechenden Kandidatinnen und Kandidaten fehlt es jedoch zwangsläufig an Branchen- und Organisationserfahrung sowie meist an Seniorität und damit stoßen die jungen, hochqualifizierten Abgänger von Fachstudiengängen in der für das Unternehmen neuen Funktion oft bei erfahrenen Mitarbeitern schnell an ihre Grenzen. Abwerbeversuche beim Wettbewerb schließlich sind in den meisten Fällen nicht möglich.
Exkurs: Wo studiert der Fachkräftenachwuchs
Irgendwas mit Umwelt! Die Begriffe Nachhaltigkeitsmanager oder CSR-Manager sind nicht geschützt, die Ausbildungswesen nicht genormt. Eine Möglichkeit bieten spezielle Studienabschlüsse, die meist in jüngerer Zeit etabliert wurden.
- Seit 2003 bietet die Hochschule Lüneburg einen Studiengang „Nachhaltigkeitsmanagement“ an.
- An der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg gibt es den Bachelor „Nachhaltigkeitsökonomie“.
- An der Hochschule Bochum findet sich der Bachelor „Nachhaltige Entwicklung“.
- An der Hochschule Zittau/Görlitz gibt es den Bachelor „Ökologie und Umweltschutz“.
- Die „Hochschule für nachhaltige Entwicklung“ Eberswalde bietet das Masterstudium Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement an.
Unsere Empfehlung
Finden Sie Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in ihrem Unternehmen, die sich generisch für das Thema interessieren und für Nachhaltigkeit „brennen“. Es spielt dabei erst einmal keine Rolle, ob der- oder diejenige aus dem Qualitätsmanagement, der Kommunikationsabteilung oder anderen Teams stammt. Wichtig ist, dass die Person ausreichend Zeit für die Aufgabe zur Verfügung gestellt bekommt, ohne dass dies zwangsläufig auf eine Fulltime-Stelle hinausläuft.
Von entscheidender Bedeutung außerdem: Die Kandidatin oder der Kandidat müssen sich über Weiterbildung eine hinreichende Nachhaltigkeitsqualifizierung erwerben können. Entsprechende Angebote gibt es bereits – vom Lehrgang zur „Nachhaltigkeitsmanager*in“ des ZNU (Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung) über Angebote der Industrie- und Handelskammern bis hin zu Weiterbildungsmodulen anderer Träger.
Einen generischen Vorteil können Weiterbildungsangebote darstellen, die speziell für die Verpackungsbranche maßgeschneidert wurden. B+P Consultants haben deshalb gemeinsam mit dem führenden Weiterbildungsunternehmen Innoform ein spezifisches, modular aufgebautes Angebot für angehende Nachhaltigkeitsmanagerinnen und Nachhaltigkeitsmanager aufgebaut.
Beides! Henne und Ei
Was in der Natur der Sache liegt: Nachhaltigkeits-Expertise ist nicht wie Fahrradfahren. Auch nach dem ersten Erlernen und der Einarbeitung besteht ein kontinuierlicher Weiterbildungsbedarf. Das Themenfeld Unternehmens- und Produktnachhaltigkeit ist massiv in Bewegung. Immer neue Erkenntnisse und Anforderungen werden in den nächsten Jahren dazukommen.
Dennoch lohnt sich der Weg. Denn je nachhaltiger das Unternehmen wird, je nachhaltiger es sich dementsprechend präsentieren kann, desto einfacher wird das Recruiting weiterer, auch hochspezialisierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Bereich.
Der Erfolg wird sich selber nähren und auf das ganze Unternehmen ausstrahlen. Denn Nachhaltigkeit wird auch für Ihre Kunden immer wichtiger. Es ist nach Qualität und Innovation das nächste große Querschnittsthema, mit dem Sie im Markt den Unterschied machen können.