Corona bringt Wandel und Verstetigung im Versandhandel

E-Commerce

Die Pandemie wirkt als Treiber des Versand- und Onlinehandels. Der Ruck zum E-Commerce ist unaufhaltsam und wird am Ende auch ökologisch seine Berechtigung finden, auch wenn auf diesem Weg noch einiges zu tun ist. Ungeachtet dessen erleben wir eine Entwicklung, die sich als dauerhaft erweisen wird. Auf längere Sicht wird sie zu einem Strukturwandel im Einzelhandel führen und auch das städtische Leben verändern. Multichannel-Anbieter werden Boden gutmachen. Auch für die Verpackungsbranche wird sich einiges ändern.

 

Nach einem Einbruch im ersten Quartal ist der E-Commerce im zweiten Quartal 2020 überdurchschnittlich gewachsen. Die realen Umsätze von Onlinehändlern stiegen in der ersten Jahreshälfte akkumuliert um 16 Prozent. Als Lokomotiven wirkten dabei die „Internet Pure Player“, die 3.076 Million Euro umsetzen konnten (inkl. USt) und damit ein Wachstum von 20,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufweisen konnten. Besonders gefragt waren Lebensmittel, Medikamente und Textilien.

Gleichzeitig sank der Umsatz des stationären Einzelhandels im ersten Halbjahr. Im Bereich von Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren belief sich der Rückgang auf 29,8 Prozent. Jenseits des Lebensmitteleinzelhandels wird die Corona-Krise den Handelsunternehmen voraussichtlich Umsatzeinbußen von rund 40 Milliarden Euro bescheren.

Schaut man, welche Entwicklung sich verstetigen und für neue Realitäten sorgen wird, so lautet unsere Prognose:

  • Der Ruck zum Versandhandel ist unaufhaltsam. Und er wird am Ende auch ökologisch zu rechtfertigen sein.
    • Das hat einerseits mit ökologischen Skaleneffekten zu tun. Je mehr Menschen in der gleichen Straße beliefert werden, desto mehr rechnet sich das Paketfahrzeug, das eine Vielzahl privater Einzelfahrten ersetzt. Weitere Argumente werden hinzukommen, wenn es gelingt, die Masse an „transportierter Luft“ über angepasste Versandverpackungen zu reduzieren. Auch der Einsatz von Mehrwegsystemen erscheint sinnvoll, ja fast schon notwendig. Wir können davon ausgehen, dass es hier auch zu regulatorischen Eingriffen kommen wird.
    • Ein weiterer Aspekt ist die zunehmend bedarfsgerechte Belieferung mit Produkten, insbesondere Lebensmitteln. Wer nicht mehr für die gesamte Woche einkaufen muss, sondern sich nach Bedarf aktuell und kurzfristig versorgen lässt, muss mit großer Wahrscheinlichkeit weniger ungenutzt wegwerfen. Da noch immer 30 Prozent der Lebensmittel in Europa und den USA durch Verderb verschwendet werden, ist dies ein gewichtiges Argument.
  • Die Corona-Krise und ihre Digitalisierungskraft werden den Strukturwandel im Einzelhandel beschleunigen.
    • In Umfragen gaben 53,6 Prozent der Konsumenten an, dass sie in Zukunft häufiger online bestellen werden. Diese Entwicklung wird nicht ohne Folgen auch für die Innenstädte sein. Schon jetzt versuchen Kommunen, dem entgegen zu steuern, indem sie Einzelhandelsflächen selber anmieten und zu deutlich günstigeren Konditionen wieder vermieten.
    • Während zu Zeiten des Lock-down vor allem die „Internet Pure Player“ profitieren konnten, werden mittelfristig die Multi-Channel-Anbieter wieder Boden gutmachen.
  • Die Verpackungsbranche wird neue Lösungen und Angebote für die veränderte Situation entwickeln und bereitstellen müssen. Das betrifft Aspekte vom Handling und der einfachen Entsorgung gestiegener Verpackungsmengen im Privathaushalt über smartere Versandverpackungen bis hin zu onlinefähigen Mehrwegverpackungen für Produkte und Versand.


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