Die große Lücke: Innovation und Innovationsmanagement in der Verpackungsindustrie

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Die Verpackungsindustrie läuft aktuell Gefahr, relevante Zukunftstrends zu übersehen und Kundenbedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Der Grund liegt in einer Missachtung der Themen Innovation und Innovationsmanagement und in einer Fehlbewertung von R&D-Aktivitäten. In einer Untersuchung zum Thema Innovation haben wir die Situation beleuchtet, die Schwachstellen untersucht und mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung zwei zentrale Handlungsfelder identifiziert.

 

In einer Untersuchung mit umfangreicher Datenerhebung haben wir das Thema Innovation für die Verpackungsindustrie unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Sowohl in der Breite, wie auch als organisatorische Unternehmensfunktion haben Innovation und Innovationsmanagement in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Das ist erschreckend, denn es wird mittelfristig dazu führen, dass die Unternehmen relevante Zukunftstrends übersehen und damit auch die Nähe zu den Wünschen ihrer Kunden verlieren.

Kurzfristig sollte sich die Verpackungsindustrie beim Thema Innovation auf die Bereiche Digitalisierung und Nachhaltigkeit konzentrieren. Denn diese Themenfelder haben in jüngerer Zeit einerseits enorm an Bedeutung gewonnen, während es in der Verpackungsindustrie auf der anderen Seite genau hier eklatante Defizite gibt. Grundsätzlich gilt: Wer reaktives R&D als Innovationsarbeit ansieht, tappt in die Falle.

Untersuchung: Innovation im Fokus
In einer umfangreichen Datenergebung und -auswertung haben wir in einem dreistufigen Prozess untersucht, welche Entwicklungen es im Bereich Innovation gibt.

Schritt 1: Forschung und Wissenschaft
Im ersten Schritt haben wir neueste Entwicklungen im Bereich der Innovationstheorie studiert, um zu sehen, ob es in Wissenschaft und Forschung neue Theorien und Ansätze gibt.
Das Ergebnis: Die Aktivitäten rund um das Thema Innovation haben abgenommen. Es wurde weniger geforscht. Entsprechend wurden weniger neue Methoden entwickelt.

Schritt 2: Die Berater-Aktivitäten
Im zweiten Schritt haben wir die Aktivitäten der großen Beratungsunternehmen untersucht.
Das Ergebnis: Auch hier taucht das Thema Innovation nur noch sehr selten explizit auf. Die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind demgegenüber deutlich dominanter.

Schritt 3: Die zehn größten Verpackungsunternehmen
Im dritten Schritt haben wir das Thema Innovation und Innovationsmanagement bei zehn der größten Verpackungsunternehmen evaluiert.
Das Ergebnis: Ein Großteil der Verpackungsunternehmen spricht das Thema Innovation zwar proaktiv an, zieht aber in Bezug auf Handlungen nicht nach. Bei Funktionen und Prozessen rund um das Thema Innovation scheint es in der Breite sogar einen Rückgang zu geben. Es zeigt sich, dass die Definition von Innovation je nach Unternehmen sehr unterschiedlich ausfüllt. Ein Großteil versteht darunter bereits die nur geringfügige Weiterentwicklung von Produkten, mithin klassisches R&D. Der Unterschied zwischen einer rein reaktiven, kundengetriebenen Entwicklungsarbeit und echter, proaktiver Innovation scheint den meisten Unternehmen nicht klar zu sein.

Handlungsempfehlungen für die Verpackungsindustrie
Für die Unternehmen der Verpackungsindustrie empfehlen wir drei konkrete Schritte.

  1. Innovation auf Produktebene erfordert heute die Ausrichtung des Portfolios auf Nachhaltigkeit.
  2. Innovation auf der Prozess- und Service-Ebene erfordert heute Automatisierung und Digitalisierung mit Fokus auf Bereiche, die für den Kunden besonders relevant sind.
  3. Innovation auf Unternehmensebene erfordert heute die Etablierung eines funktionsfähigen Innovationsmanagements. Nur so kann gewährleistet werden, dass Innovation kein Zufallsprodukt ist, sondern geplante und gewünschte Ergebnis bringt.

Eine Zeitbombe tickt dort, wo ein systematischer Innovationsprozess und ein funktionierendes Innovationsmanagement fehlen. Wer relevante Trends und Kundenwünsche verpasst, bekommt oft keine zweite Chance. Die Ziele einer proaktiven und zielgerichteten Innovationsarbeit sollten in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit liegen. Dort sind die Defizite einerseits besonders hoch, die Nachfrage andererseits besonders ausgeprägt.


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