Die Digitalisierung spielt für die Verpackungsindustrie eine immer wichtigere Rolle. Treiber sind die sich ändernden Kundenpräferenzen, der wachsende Wettbewerb und die Notwendigkeit einer größeren operativen Effizienz. Angesichts dessen wenden sich Unternehmen der digitalen Transformation zu, um neue Geschäftsmodelle und Lösungen für ihre Kunden zu entwickeln. In unserem Beitrag diskutieren wir die Top-5-Trends der digitalen Transformation unserer Branche im Jahr 2023, nennen Hintergründe, zeigen Beispiele und identifizieren Chancen. Spoiler Alert: Unternehmen müssen die digitale Transformation umarmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.
Trend #1: Digitalisierung von Vertrieb und Marketing
Hintergrund:
Verpackungsunternehmen stehen vor einer großen Herausforderung: die Neukundengewinnung. Aktuelle, analoge Methoden erweisen sich zunehmend als ineffektiv und bringen zu wenig Ergebnisse. Ohne die Gewinnung neuer Kunden aber gibt es neben der Entwicklung des Bestandgeschäfts kaum Wachstum – und somit kaum zukünftige Chancen.
Chance:
Eine Lösung ist die digitale Neukundengewinnung, die sich auf content-basierte Ansätze stützt. Mit dieser Methode können Unternehmen ihre Kundenbasis ausbauen und neue Wachstumschancen erschließen.
Beispiel:
Im diesem Erklärvideo erzählen zwei Unternehmen der Verpackungsindustrie, welche Erfahrungen sie mit der Digitalisierung ihres Vertriebs und Marketings machten.
Trend #2: Digitale Geschäftsmodelle
Hintergrund:
In einem zunehmend standardisierten und konsolidierten Markt ist es schwierig, sich zu differenzieren und neue Kunden zu gewinnen. Eine Umfrage von B+P Consultants aus dem Jahr 2020 bestätigte diese Herausforderung. Hoher Wettbewerbs- und Kostendruck wurden als die größten Einschränkungen für das Wachstum genannt.
Chance:
- Um den Kostendruck zu reduzieren und sich zu differenzieren, bietet die Digitalisierung des Geschäftsmodells wichtige Chancen. Service-, Produkt- und Prozessinnovationen können dabei helfen, digitale, produktbezogene Dienstleistungen anzubieten oder das Dienstleistungsgeschäft auszubauen.
- Durch die Digitalisierung des Geschäftsmodells können Unternehmen ihre Rentabilität und ihr Wachstum steigern und sich effektiv von der Konkurrenz abheben. Um dies zu erreichen, müssen sie die Produktentwicklung verbessern und ihr Geschäftsmodell überprüfen sowie gegebenenfalls neu ausrichten. Dadurch können Unternehmen sicherstellen, dass sie auch in einem zunehmend kompetitiven Umfeld erfolgreich sind und langfristig profitables Wachstum erzielen.
Beispiel:
Die Siegwerk Ventures Tochter Packiro bietet auf der Grundlage der gewachsenen Nachfrage nach individuell bedruckten und nachhaltigen Verpackungslösungen recyclingfähige Standbodenbeutel an, die individuell gestaltbar, vielseitig einsetzbar und für nahezu jedes Füllgut geeignet sind. Zielkunden sind dabei insbesondere kleinere Unternehmen mit hohem Anspruch an Individualität, Umweltfreundlichkeit und die weitere technische Qualität von Verpackungen, für die entsprechende Verpackungslösungen bislang nur schwierig zu beziehen waren.
Trend #3: B2B-Plattformen
Hintergrund:
Das Aufkommen von B2B-Marktplätzen für Verpackungen kann den traditionellen B2B-Markt aufbrechen. Die Plattformökonomie ändert die Art und Weise, wie Unternehmen Verpackungen beschaffen und einkaufen, grundlegend. Im Ergebnis können neue Märkte entstehen, weil Unternehmen über die Plattformen in der Lage sind, sich schnell und einfach zu vernetzen, zusammenzuarbeiten und Waren sowie Dienstleistungen zu handeln. Der Effizienzvorteil der Plattform erleichtert Geschäftstransaktionen und Kooperationen und ermöglicht gleichzeitig den Zugang zu neuen Märkten und Kunden. Darüber hinaus kann ein B2B-Marktplatz Unternehmen auch eine Plattform für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen bieten, die auf dem traditionellen B2B-Markt nicht möglich wären.
Chance:
- Vorsprung erarbeiten: Unternehmen, die jetzt handeln und daran arbeiten, die Chancen der B2B-Marktplätze zu nutzen, werden sich Vorteile erarbeiten und Wettbewerber hinter sich lassen. Wir können zwar nicht genau vorhersagen, wann die Umwälzungen stattfinden werden, aber es ist klar, dass die Auswirkungen größer sein werden als erwartet. Unternehmen, die jetzt die notwendigen Schritte unternehmen, um sich auf den Umbruch vorzubereiten, werden besser positioniert sein, um die Früchte zu ernten.
- Marktreichweite vergrößern: Da Unternehmen zunehmend B2B-Marktplätze für die Beschaffung von Verpackungen nutzen, haben die Unternehmen der Branche die Möglichkeit, ihre Marktreichweite zu vergrößern und neue Kunden zu erreichen. Denn B2B-Marktplätze erweitern den Verpackungsmarkt, indem sie beispielsweise FMCG-Unternehmen Zugang zu einer breiten Palette von Verpackungsoptionen und -anbietern verschaffen und es ihnen so ermöglichen, schnell und einfach die beste Lösung für ihre Bedürfnisse zu finden.
- Zusammenarbeit und Innovationen: Ein B2B-Marktplatz für Verpackungen verschafft kleinen Unternehmen Zugang zu größeren Verpackungslieferanten und -herstellern. Hier entstehen neue Möglichkeiten für Zusammenarbeit und Innovation.
- Gesteigerte Effizienz: B2B-Marktplätze ermöglichen es Unternehmen, schnell und einfach Bestellungen aufzugeben und so den Zeit- und Ressourcenaufwand für die Beschaffung zu reduzieren.
Beispiel:
Derzeit werden B2B-Marktplätze wie Lumi, Packmatic und Bizongo (Verpackungen) sowie Packpart (Maschinen) vor allem von kleineren Marken genutzt. Dazu gehören beispielsweise Digital Native Companies, die ihre Verpackungen auf diese Weise beziehen und bisher kaum über herkömmliche Transaktionswege bedient werden. Schritt für Schritt wenden sich jedoch auch größere, etablierte Marken (wie beispielsweise P&G und L‘Oreal) den B2B-Plattformen zu, um ihre Verpackungen zu beziehen.
Trend #4: Aufstieg der E-Commerce-Verpackung
Hintergrund:
E-Commerce entwickelt sich schnell zur bevorzugten Plattform für den Kauf von Produkten. Mehr und mehr FMCG-Unternehmen entwickeln nun innovative Lösungen, um ihre Produkte im Onlinemarkt hervorzuheben. Dazu gehören maßgeschneiderte Verpackungslösungen und die Schaffung von Markenerlebnissen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Produktschutz, da die Unversehrtheit der Produkte während des Transports gewährleistet werden muss.
Chancen:
Die Chancen für die Verpackungsindustrie sind gewaltig. Unserer Einschätzung nach sind noch viel zu wenige Unternehmen in diesem Feld proaktiv unterwegs. Und das, obwohl die Nachfrage für E-Commerce-Verpackungen in diesem Jahrzehnt weiter zunehmen wird. So wollen laut einer Packworld-Umfrage rund ein Viertel der Markenartikler neue Primärverpackungen speziell für den E-Commerce-Kanal entwickeln, ein weiteres Viertel planen ein E-Commerce-Upgrade bei allen eingesetzten Verpackungen. Laut einer Studie von L.E.K. Insights lohnt sich ab einem Umsatzanteil von 10% im E-Commerce eine individuelle Verpackungslösung. Verpackungslieferanten haben also eine Chance, über gezielte Produktinnovation bei bestehenden Kunden zu punkten und sich darüber hinaus stärker im Markt zu differenzieren und Neukunden zu gewinnen.
Beispiele:
Smurfit Kappa brachte Ende 2021 ein auf E-Commerce ausgerichtetes Health und Beauty Verpackungsportfolio auf den Markt, um das Wachstum im Online-Gesundheits- und Schönheitsmarkt voranzutreiben.
Trend #5: Digitalisierung zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen
Hintergrund:
Die Digitalisierung erweist sich als Enabler für Nachhaltigkeit. Apps, Internet of Packaging (IoP) und verstärkt auch Künstliche Intelligenz (KI) bergen viel Potential und bieten zuvor ungeahnte Möglichkeiten. Das gilt insbesondere auch für Anwendungen im Bereich der Nachhaltigkeit, beispielsweise im Hinblick auf die Kreislaufwirtschaft.
Chancen:
Bedarf und Nachfrage digitaler Lösungen insbesondere auch für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen sind mehr als absehbar. Schon jetzt sehen wir Lösungen beispielsweise für Systeme rund um Mehrweg und Wiederverwendung als zentrale Aspekte nachhaltiger Verpackungsstrategien. Wer schlau ist, positioniert sich frühzeitig entsprechend. Allerdings: Frühzeitig bedeutet möglichst umgehend, denn der Zug rollt bereits.
Beispiele:
- Circleback bringt Pfandsystem für Kosmetik- und Hygieneverpackungen auf den Markt.
- Lidl testet „intelligente“ Nachfüllmaschinen mit „smarten“ Beuteln für Waschmittel.
- Das Start-up Good Goods startete in New York mit einem incentive-getriebenen Pfandsystem für Weinflaschen. Dazu wird der Barcode der Flasche gescannt und ein QR-Code an das Smartphone des Kunden gesendet. Beim nächsten Weinkauf kann dieser Code für einen Rabatt von 2 Dollar eingesetzt werden.
- In den kontaktlosen Refill-Automaten-Kiosken von Algramo können Verbraucher Grundnahrungsmittel, Hygiene- und Pflegeprodukte grammweise kaufen. Genutzt werden digital aufgerüstete Mehrwegverpackungen. Das Modell fördert Kreislaufwirtschaft, reduziert das Verpackungsaufkommen und ist ein smartes Marketing-Tool zur langfristigen Kundenbindung.
Learnings für die Verpackungsindustrie
Die Implikationen der aufgezeigten Trends sind klar: Unternehmen der Verpackungsindustrie müssen die digitale Transformation umarmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und wachsen zu können. Durch die Nutzung digitaler Technologien können sie neue Geschäftsmodelle und Lösungen schaffen, sich am Markt differenzieren, neue Chancen erarbeiten und neue Einnahmequellen erschließen.
Unsere Empfehlung
Unser Rat für Unternehmen lautet, Digitalisierung zur Priorität zu machen. Mit der richtigen Strategie sowie geeigneten Tools und Prozessen können sich Unternehmen wie dargelegt ein enormes Wachstumspotenzial erschließen.
Konkret empfehlen wir Unternehmen, einen Marketing-Check in Betracht zu ziehen. Dabei prüfen wir, wie zukunftsfähig das Marketing ist, wie gut die digitale Kommunikation funktioniert und wo am meisten Handlungsbedarf besteht. Auf dieser Grundlage können wir schnell konkrete und relevante Handlungsempfehlungen ableiten. Für mehr Informationen zum B+P Marketing-Check, sprechen Sie uns gerne an.