Plastics Recycling Show Europe 2025: Learnings

Image Source: Plastics Recycling Show Europe (2025)

Die Plastics Recycling Show Europe (PRSE) in Amsterdam hat mit über 13.000 Besuchern und mehr als 500 Ausstellern einen neuen Meilenstein gesetzt. Die PRSE war eine hervorragende Gelegenheit, sich über aktuelle Trends zu informieren, Netzwerke zu pflegen und gemeinsam an Lösungen für eine nachhaltige Zukunft im Bereich Recycling zu arbeiten. Wir möchten Sie an den Erkenntnissen und Ergebnissen teilhaben lassen. Im Fokus: Die aktuelle Lage der Recycler, die europäischen Recyclingkapazitäten, ein spezieller Blick auf HDPE/PP und prämierte Lösungen für die Verpackungsbranche.

 

Die aktuelle Lage

Es herrschte Einigkeit darüber, dass sich die wirtschaftliche Lage der europäischen Kunststoffrecycler im vergangenen Jahr weiterhin verschlechtert hat.

  • 2024 konnten die Inbetriebnahmen neuer Anlagen die zahlreichen Stilllegungen nur knapp ausgleichen. Die europäischen Recyclingkapazitäten stagnieren damit bei rund 13,5 Millionen Tonnen jährlich.
  • Viele Unternehmen mussten schließen, und Investitionen wurden verschoben. Das betraf insbesondere das chemische Recycling. Aktuell sind etwa 300 meist kleinere Anlagen installiert. Dabei stemmen Spanien, Deutschland und Italien rund die Hälfte des Ausbaus.
  • Wenn sich die Lage nicht bald verbessert, droht bis 2030 eine Versorgungslücke von mehreren Millionen Tonnen Rezyklat. Das würde die Erfüllung der Vorgaben durch die neue Verpackungsverordnung (PPWR) gefährden.
  • Befürchtet wird eine Abwanderung des Recyclings ins außereuropäische Ausland, vor allem nach Asien. Besonders Importe untergraben den Wettbewerb. Energie- und Personalkosten belasten europäische Recycler zusätzlich.
  • Obwohl die EU mit Vorschriften wie der PPWR und der Einwegkunststoffrichtlinie gut aufgestellt ist, hapert es bei der praktischen Umsetzung.

 

HDPE und PP

  • Zwischen 2018 und 2020 hatten sich die Recyclingkapazitäten für starres HDPE und PP in Europa auf 3,5 Mio. Tonnen verdoppelt. Seit 2023 stagniert das Wachstum angesichts schwieriger Marktbedingungen.
  • Auch qualitativ besteht Handlungsbedarf, beispielsweise mit Blick auf Rezyklate in Lebensmittelverpackungen. Mögliche Abhilfe sieht man in verbessertem Produktdesign anhand von einheitlichen Richtlinien. Dann seien auch Kreislauflösungen für HDPE/PP-Produkte in Lebensmittelqualität und für kontaktsensible Produkte möglich.
  • Bei den HDPE- und PP-Rezyklaten verschieben sich die Anwendungen dagegen stärker in Richtung der Baubranche. Sie nimmt knapp die Hälfte der HDPE-Rezyklate und fast 30 Prozent der PP-Rezyklate ab.
  • Bei PP gewinnt den Angaben zufolge außerdem der Automobilsektor mit knapp 15 Prozent an Bedeutung.
  • In den Verpackungssektor gehen demnach knapp 40 Prozent der HDPE- und 30 Prozent der PP-Rezyklate.

 

Politik und Industrie sind gefordert

Wie sich die europäische Recyclingbranche in den kommenden Jahren behauptet, hängt entscheidend davon ab, ob Politik und Industrie jetzt gemeinsam die richtigen Weichen stellen – für eine Kreislaufwirtschaft, die ökologisch wie ökonomisch tragfähig ist.

 

Award-Gewinner 2025

Dass es der europäischen Recyclingbranche nicht an Mut und Innovation mangelt, zeigen die Award-Gewinner des Plastics Recycling Awards Europe 2025. Auch für den Verpackungsbereich wurden neue Lösungen ausgezeichnet: Das kp 100% Tray2Tray® von Klöckner Pentaplast (Linpac Packaging) und GAINnext von TOMRA Recycling.

 

  1. Plastic Packaging Product: kp 100% Tray2Tray® von Klöckner Pentaplast (Linpac Packaging)

Das preisgekrönte Produkt steht für die Anwendung der Tray2Tray®-Initiative von kp. Diese ist speziell darauf ausgerichtet, wertvolles PET-Schalenmaterial im Verpackungskreislauf zu halten, anstatt es zu recyceln.

  • Mit der Initiative hat kp die ersten Lebensmittelverpackungsschalen auf dem Markt entwickelt, die vollständig aus wiederverwertetem Schalenmaterial hergestellt werden. Damit demonstriert das Unternehmen die Machbarkeit einer echten Kreislaufwirtschaft bei Lebensmittelverpackungen.
  • Die Schalen eignen sich für MAP-Anwendungen (Modified Atmosphere Packaging), sind ideal für komplexe Lieferketten und reduzieren die Verschwendung von Lebensmitteln durch eine Verlängerung der Haltbarkeit.
  • Weitere Vorteile sind die Kompatibilität mit Hochgeschwindigkeits-Verpackungsmaschinen und die im Vergleich zu alternativen Lösungen geringeren Gesamtbetriebskosten.
  • Die Lösung ist da. Wichtig ist nun, die Nachfrage nach Verpackungen, die recycelte Inhalte aus PET-Schalen einsetzen, zu steigern und den Markt dafür zu öffnen.

Zu den Beweggründen für die Entwicklung der neuen Lösung sagte Samuel Pardo, Senior Innovation Manager, Food Packaging bei kp: „Als wir die kp 100% Tray2Tray®-Schalen für Lebensmittelverpackungen entwickelt haben, wollten wir eine der größten Herausforderungen der Branche im Bereich der Kreislaufwirtschaft angehen – die Tatsache, dass in Europa jährlich etwa 750.000 Tonnen PET-Schalenmaterial verschwendet werden, sei es durch Downcycling oder durch die Verarbeitung in linearen Abfallströmen. Die Verleihung dieser prestigeträchtigen europäischen Anerkennung bestätigt, dass wir bei der Schließung dieses Kreislaufs erhebliche Fortschritte machen.“

 

Image Source: Klöckner Pentaplast

 

  1. Recycling Machinery Innovation: GAINnext by TOMRA Recycling

GAINnext ist ein KI-gestütztes Sortiersystem mit Deep-Learning-Technologie und eine komplementäre Technologie zur erfolgreichen AUTOSORT-Lösung des Unternehmens. Tomra nutzt die durch Deep Learning gestützte Objekterkennung, um komplexe Sortieraufgaben zu automatisieren. GAINnext ist dabei nach eigenen Angaben der Schlüssel zur Lösung von Herausforderungen, an denen herkömmliche optische Methoden seit langem scheitern.

  • GAINnext kann zwischen lebensmitteltauglichen und nicht-lebensmitteltauglichen Materialien unterscheiden und 95 Prozent Materialreinheit für Lebensmittelverpackungen erreichen, besonders in Kombination mit TOMRAs hochmodernen NIR-Sensoren.
  • Neben der höheren Materialreinheit betont Tomra den verringertem manuellen Sortieraufwand und die kontinuierliche Leistungsoptimierung bei lebensmitteltauglichen Anwendungen und bei der Reinigung von PET-Strömen.

Neben der prämierten Lösung präsentierte Tomra auf der PRSE 2025 weitere „PPWR-konforme“ Sortierlösungen. Zum umfassenden Sortiert-Portfolio des norwegischen Unternehmens gehören KI-gestützte Technologien, präzise Flakesortierung und anspruchsvolle Abfallanalysen, um Recyclingunternehmen und Markenhersteller bei der effizienten Umsetzung dieser Vorgaben zu unterstützen.

 

Image Source: TOMRA Systems ASA

 

Fazit

Die Rekordbeteiligung der Plastics Recycling Show Europe (PRSE) in Amsterdam war ein Signal für die Zukunft der Kreislaufwirtschaft. Ein echter Hoffnungsschimmer ist aber noch nicht in Sicht.


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