Unverpackt: Aldi eröffnet „grünen“ Supermarkt mit Fokus auf Refill und Mehrweg

Image source: Aldi UK

Der Discount-Riese Aldi hat in UK einen „grünen“ Supermarkt eröffnet, der die durchschnittlichen CO2-Emissionen eines typischen Supermarktes um zwei Drittel reduzieren soll. Aldi setzt beim Energieverbrauch des Gebäudes an – und bei der Verpackung. So bietet man Sammelbehälter für eine Reihe unterschiedlicher Verpackungsarten. Im Fokus steht aber vor allem das Thema Unverpackt, das der Discounter über den Einsatz von Nachfüllstationen und entsprechenden Mehrwegverpackungen angeht. Und genau das ist der springende Punkt. Auch wenn es aktuell noch schwierig und nicht gänzlich erfolgreich ist, stehen Mehrweg und Refill für die Zukunft.

 

Aldis „grüner Pilot-Supermarkt“ befindet sich in Royal Leamington Spa im Vereinigten Königreich, in der Nähe des Hauptsitzes des Discounters. Nach Angaben des Unternehmens ist der CO2-Fußabdruck des Marktes zwei Drittel kleiner als bei herkömmlichen Supermärkten. Dafür wurde der Laden so konzipiert, dass er 57 Prozent weniger Energie benötigt. Er verfügt über eine Holzfaserisolierung und ein teilweise begrüntes Dach.

 

Entscheidendes spielt sich aber im Inneren ab. Aldi nutzt hier die Verpackung als Klima-Hebel.

 

Nachfüllstationen

Für das „abfallfreie Einkaufen“ bietet Aldi seinen Kunden Nachfüllvorrichtungen für Nüsse und Kaffee. Dabei setzt man auf eine Lösung des tschechischen Unternehmens Miwa.

  • Die Nachfüllstation verfügen über Kapseln für verschiedene Produkte. Kunden können zunächst ihre leeren Behälter oder Tüten wiegen, bevor sie eines der Produkte einfüllen und die befüllte Packung erneut wiegen. Im Anschluss wird ein Preisetikett ausgegeben.
  • Die standardisierten wiederverwendbaren Kapseln der Miwa-Nachfüllstationen sind mit einem Code ausgestattet und können zwischen den Geschäften, dem Servicecenter und den Herstellern zirkulieren. Das Unternehmen spricht von der „maximalen Nutzung intelligenter Daten“.
  • Im Laufe ihres Lebenszyklus spart eine Kapsel nach Angaben von Miwa fast 2.000 Einwegverpackungen

 

Recyclingstationen

Teil des „grünen Supermarkts“ sind außerdem getrennte Recyclingstellen für Weichplastik, Medikamentenpackungen, Batterien, Kaffeekapseln und Kosmetikverpackungen. Das ist speziell in UK ein Angebot, da Verpackungen hier noch nicht über ein einheitliches haushaltsnahes Entsorgungssystem eingesammelt werden.

 

Vom Refill-Piloten in die Breite?

Vorerst handelt es sich bei den „Unverpackt-Angeboten“ in Aldis grünem Supermarkt um einen Piloten. Von Miwa ist zu hören, Aldi warte jetzt ab, wie die Kunden reagieren und als wie komfortable und effizient sich das System für die Mitarbeiter der Filiale erweise. Dass Aldi sich für seinen Piloten gerade UK ausgesucht hat, ist kein Zufall. Einerseits ist der britische Markt beim Thema Mehrwegverpackungen etwas weiter, als andere europäische Märkte. Zugleich ist speziell in UK der Handel Treiber der Nachhaltigkeits-Revolution bei Verpackungen.

 

Die Mehrweg-Verpackung als Klima-Hebel

Refill und Mehrwegverpackungen sind ein komplexes Thema und sie bringen eine ganze Reihe neuer Aufwände und Herausforderungen. Bislang ist das Konzept in der Realität oft noch schwierig und nicht gänzlich erfolgreich – auch wenn es für einige Produkte schon jetzt funktioniert.

Grundsätzlich und mit Blick in die Zukunft führen aber viele Wege zu Mehrweg und wenige daran vorbei.

  • Bei den Regulierern sehen wir deutliche Anzeichen für die Mehrwegpräferenz, auch der Vorschlag der EU-Kommission für die neue Packaging and Packaging Waste Regulation hat sich des Themas angenommen.
  • Bei den Konsumenten wird das Thema Unverpackt bzw. abfallfreies Einkaufen hohe Priorität behalten. Der Rückgang, wie wir ihn aktuell beispielsweise bei Unverpackt-Läden durch die Corona-Pandemie gesehen haben, ist keine grundsätzliche Trendwende.
  • Für Marken und Handel haben Refill und Mehrweg das Potential, in Bezug auf das Erreichen ihrer Klimaziele zu einem starken Hebel zu werden. Denn Verpackungen stehen für einen relevanten Anteil des Öko-Fußabdrucks.


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    Thomas Reiner

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