Zurück in die Zukunft: Cola-Cola Europacific Partners (CCEP) bietet in UK im Rahmen eines Versuchs die Lieferung von 1-Liter-Glasflaschen Coca-Cola Zero Sugar an die Haustür an – und nimmt dort bereitgestellte Leergut auch wieder mit. Es ist das alte Milchmann-Modell, das ein Revival erlebt. Es zeigt, wie intensiv die Suche nach Mehrweglösungen im FMCG-Bereich ist. Knackpunkte für das „Milchmann-Modell“ liegen auf Sicht in der Standardisierung der Flaschen und in der Rotationsgeschwindigkeit. Zu den möglichen Pluspunkten zählt neben dem Nachhaltigkeitsaspekt auch das Potential für Markenbindung und gesteigertem Umsatz.
Der Versuch von Cola-Cola Europacific Partners (CCEP) zur direkten Lieferung, Rückgabe, Wiederbefüllung und Wiederverwendung läuft in Kooperation mit dem englischen Unternehmen „Milk & More“ seit dem 5. Juni und ist auf acht bis zwölf Wochen ausgelegt. Geografisch beschränkt sich der Versuch auf Südlondon und das Zentrum Südenglands.
Das „Milchmann-Modell“
Bis in die 1980er Jahren hinein war es in England üblich, Milch in Glasflaschen jeden Morgen direkt an die Haustür geliefert zu bekommen. Die gewaschenen Leerflaschen wurden ebenfalls vor die Haustür gestellt und bei der nächsten Lieferung wieder mitgenommen. 1970 wurde geschätzt rund 99 Prozent der Milch auf diese Weise an den Verbraucher gebracht. Bis zur Jahrtausendwende sank diese Zahl fast auf Null. Hauptgrund für diese Entwicklung war der Preisvorteil der Supermärkte.
Milk & More
- Coca-Colas Partner „Milk & More“ blickt auf eine mehr als 130-jährige Tradition der Milchlieferung an die Haustür zurück.
- Mittlerweile liefern nach Unternehmensangaben über 1000 Angestellte landesweit an etwa 400.000 Haushalte und hat Bio- und Standardmilch, alternative Milch, Fruchtsäfte, Wasser und Erfrischungsgetränke im Programm – jeweils in Mehrweg-Glasflaschen.
- Insgesamt lässt das Unternehmen jährlich mehr als 80 Millionen Einheiten an „Zero Waste“-Verpackungen produzieren.
- 97 Prozent des Umsatzes gehen auf wiederverwendbare, recycelbare oder kompostierbaren Verpackungen zurück.
- Seit 2016 gehört Milk & More zur deutschen Müller-Gruppe, in der es seit 2022 als eigenständiges Unternehmen fungiert.
Mehrweg-Fakten
- Laut Cola-Cola Europacific Partners (CCEP) kann der Prozess des Waschens, Wiederbefüllens und Wiederverwendens bis zu 20 Mal durchgeführt werden.
- Die CO2-Bilanz soll sich dadurch im Vergleich zu Einweg-Glasflaschen um 82 Prozent reduzieren lassen.
- Durch den Einsatz elektrischer Lieferfahrzeuge sollen jährlich 10 Millionen Kilometer elektrisch zurückgelegt werden, wobei erneuerbare Energiequellen im Fokus stehen.
Knackpunkte für die Zukunft
Ganz klar: Die Suche nach Mehrweglösungen im FMCG-Bereich ist ungebrochen. Dass CCEP seinen Piloten gerade in England startet, hat mit der dort fest etablierten und lang gelernten Tradition der Milchmann-Lösung zu tun. Es ist clever und folgerichtig, den Versuch in einem solchen Umfeld zu starten. Mögliche Knackpunkte:
- Für die Ausweitung auf andere Anwendungen wird es auf Sicht entscheidend sein, standardisierte Flaschen bzw. Verpackungen einzusetzen.
- Außerdem wird die „Rotationsgeschwindigkeit“ zu einem wichtigen Faktor. Milch wird in vielen Haushalten quasi täglich konsumiert und entsprechend „vor der Haustür“ umgeschlagen.
Vielversprechend
Das Milchmann-Modell bringt CCEP auf jeden Fall Punkte im Bereich Nachhaltigkeit. Und es fügt sich in die Mehrweg-Strategie des Unternehmens, in deren Rahmen alleine in Deutschland bereits über 40 Millionen Euro in Infrastruktur für wiederbefüllbare Flaschen investiert wurden.
Pluspunkte können aber auch im Bereich Markenbindung anfallen. Vielleicht kann Coca-Cola auf diesem Weg sogar seinen Umsatz steigern.