Edeka führt gartenkompostierbare Zero-Waste-Kaffeekapseln von CoffeeB ein

Image source: EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG

Kleine Kugeln aus gepresstem Röstkaffee, die von einer pflanzenbasierten Schutzschicht aus Alginat umgeben sind: So sieht die innovative, gartenkompostierbare Kaffee-Kapsel aus, die der Edeka-Verbund als einer der führenden Lebensmittelhändler in Deutschland von nun an in seinem Sortiment hat. Als biokompostierbare Lösung folgt der „Kaffee mit Coating“ dem richtigen Paradigma und bietet eine Antwort auf das Entsorgungs- und Recyclingproblem konventioneller Kaffee-Kapseln. Aber auch wenn Narrativ und Optik stimmen – es bleiben Fragen.

 

Kaffeekapseln haben in den letzten zwei Jahrzehnten einen Siegeszug hingelegt. Ein Erfolg, der von Anfang an von Kritik aus Umweltsicht verbunden war. Die Kapseln aus Aluminium, Plastik oder Verbundmaterial gelten mit Blick auf Entsorgung und Recycling als problematisch.

Seit April 2023 offeriert der Edeka-Verbund als einer der führenden Lebensmittelhändler in Deutschland nun eine „CoffeeB“ genannte, innovative Lösung. Entwickelt wurde das Produkt von Delica, einem Tochterunternehmen des Schweizer Handelsunternehmens Migros, welches bereits 2022 mit seiner Innovation auf dem Kaffeemarkt aufgefallen war.

 

Kaffeebällchen mit Coating

Die innovativen Kaffee-Kapseln bestehen aus Röstkaffee, der zu kleinen Kugeln gepresst wird und von einer patentierten, vollständig aus biobasierten, nachwachsenden Rohstoffen gewonnenen Schutzschicht umgeben ist. Das „Coating“ hat die Aufgabe, den Kaffee vor Aromaverlust zu schützen und während des Brühprozesses stabil zu halten.

 

Gartenkompostierbar

Nach Aussage von CoffeeB sollten sich die Kapseln nach Gebrauch auf Grund der dünnen Algenschicht aus Alginat viel schneller und umfänglicher zersetzen als andere biokompostierbare Kapseln. Das Unternehmen spricht von Gartenkompostierbarkeit, was bedeutet, dass sich die Kapseln auch unter den hierzulande herrschenden klimatischen Bedingungen ohne Zugabe von Energie oder anderen Mitteln auf dem Kompost zersetzen.

 

Die Konkurrenz schläft nicht

Edeka ist nicht das einzige Unternehmen, dass Alternativen zu den umstrittenen, konventionellen Kaffee-Kapseln sucht.

  • So bietet die zur Schwarz Gruppe (Lidl) gehörende Supermarktkette Kaufland Fairtrade- und FSC-zertifizierte Kaffeekapseln der Eigenmarke K-Bio an, die vollständig aus Pflanzenöl und Zellulose bestehen und sich für Kaffeemaschinen der Marke Nespresso eignen. Auch bei dieser Verpackung werden also ausschließlich biobasierte, nachwachsende Rohstoffe eingesetzt. Nach Angaben von Kaufland lassen sich auch diese Kapseln auf dem heimischen Kompost entsorgen.
  • Auch Nestle bietet bereits eine faserbasierte und biokompostierbare Lösung an. Die Papier-Kapseln werden nach einer dreijährigen Entwicklungszeit gerade in Frankreich und der Schweiz getestet und sind mit herkömmlichen Nespresso Maschinen kompatibel.

 

Kinderkrankheiten und offene Fragen

Keine Frage: Die innovative Lösung von CoffeeB ist optisch sehr attraktiv und sie folgt dem richtigen Narrativ. Denn Biokompostierbarkeit ist ein gewinnbringendes Argument mit Blick auf die Probleme bei Entsorgung und Recycling herkömmlicher Kaffeekapseln.

Aber (noch) ist nicht alles Gold, was glänzt.

  • Verbraucher beschweren sich über eine hohe Ausfallrate der eigens für die Kaffee-Bälle entwickelten Maschinen. Das kann gerade auf den ersten, kritischen Metern einer Marktetablierung fatale Folgen haben.
  • Das System konkurriert mit einer Vielzahl anderer Kaffeekapsel-Maschinen auf dem Markt. Die CoffeeB-Kapseln sind nicht kompatibel mit herkömmlichen Systemen und erfordern eine Neuanschaffung der Hardware.
  • Es stellt sich die Frage, wo der klare Vorteil der neuen Lösung gegenüber anderen gartenkompostierbaren Lösungen ist. Hier könnten Edeka und Migros stärker auf die eventuell gegebenen Nachhaltigkeitsvorteile des Rohstoffs eingehen (Algen anstelle von Holz/Papier bzw. Pflanzenöl bei der Konkurrenz). Oder es zeigt sich eine offensichtlich bessere Kompostierbarkeit in den Gärten der Konsumentinnen und Konsumenten.

 

Fazit

Grundsätzlich stellen Migros und Edeka mit CoffeeB einen vielversprechenden Ansatz vor, um das Kapselproblem zu lösen. Für den Erfolg muss CoffeeB aber aus den ersten Schwächen lernen und mit der nächsten Hardware-Version einen klaren Qualitätssprung machen.


    Sie haben Fragen zu diesem Artikel?






    Thomas Reiner

    Ihr Ansprechpartner

    Thomas Reiner
    0 30 / 367524-0
    info@bp-consultants.de