Tesco startet in UK einen Pilotversuch zur Reduzierung von Kartonabfällen. Dazu wird die Faltschachtel bei Zahnpastamarken wie beispielsweise Oral B, Sensodyne oder Colgate ersatzlos gestrichen. Wenn die größte Handelskette in Großbritannien auf diese Weise voran geht, ist das schon ein Zeichen. Verbraucher nehmen Sekundärverpackungen vermehrt als überflüssiges Ärgernis wahr. Zugleich sind sie ein logischer Angriffspunkt bei dem Bestreben von Handel und Marken, den Ressourcenaufwand und Klimaimpact ihrer Produkte zu senken. Für die Faltschachtelindustrie heißt es jetzt: Augen auf und handeln! Die Sekundärverpackung aus Karton muss mit Hilfe recyclingfähiger Barrieren und Schutzfunktionen zur Primärverpackung werden. Sonst droht Ungemach. Denn das Vorgehen bei Zahnpasta lässt sich auf viele andere Bereiche und Segmente übertragen.
Schon im November 2021 hatte Tesco entschieden, die Karton-Sekundärverpackung bei seiner Eigenmarken-Zahnpasta zu entfernen. Nun zündet Großbritanniens Supermarktkette in Kooperation mit großen Zahnpastamarken die nächste Stufe – und verzichtet in fast UK-30 Filialen auch auf die Faltschachtel bei Marken wie Oral B, Sensodyne, Colgate, Aquafresh und Corsodyl.
Ressourcen- und Klimaeffekte
Der Verzicht auf die Sekundärverpackung bei den Zahnpasta-Eigenmarken hat nach Angaben von Tesco jährlich 55 Tonnen Karton eingespart. Das Unternehmen hofft, diese Zahl durch den Wegfall der Zahnpasta-Faltschachteln bei Markenprodukte und in weiteren Filialen auf 680 Tonnen jährlich steigern zu können.
Gleichzeitig bedeutet die Entfernung der „unnötigen Verpackung“ nach Auskunft von Tesco auch, dass mehr Tuben auf der gleichen Fläche transportieren werden können, was dabei helfe, Lieferwagen von der Straße zu nehmen und entsprechend CO2 einzusparen.
Die Reduzierung von Zahnpastaverpackungen auf ihre wesentlichen Elemente ist Teil von Tescos 4R-Verpackungsstrategie, bei der durch Entfernen, Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln nach Unternehmensangaben seit 2019 bereits mehr als 3.000 Tonnen Verpackungen pro Jahr eingespart werden konnten.
Kundenfeedback
Tesco berichtet von sehr positivem Feedback der Konsumentinnen und Konsumenten auf das Streichen der Sekundärverpackung bei den Eigenmarken im November letzten Jahres. Die Verantwortlichen zeigen sich überzeugt, dass der Schritt für Kunden sinnvoll ist, weil diese beim Kauf von Zahnpasta als Erstes die Kartonverpackung wegwerfen.
Die Sekundärverpackung…
Sekundärverpackungen geraten fast automatisch in den Fokus, wenn sich Handel und Marken, aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher, auf die Suche nach „Überflüssigem“ machen. Das gilt auch für Packstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Materialsympathie der Konsumenten für Papier und Karton nimmt rapide ab, wenn es sich um eine Sekundärverpackung handelt.
Fakt ist, dass man mit der Einsparung einer Sekundärverpackung auf viele Faktoren einzahlen kann: Man bedient den Wunsch der Kunden, verringert den Rohstoffbedarf und die Kosten und mindert den eigenen CO2-Fußabdruck.
… braucht Primärfunktionen
Das Bestreben nach einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs und des Klimaimpacts führt notwendigerweise zu dem Versuch, den Verpackungsaufwand zu reduzieren. Für die Faltschachtel als Sekundärverpackung bedeutet das: Sie muss sich wandeln – und quasi zur Primärverpackung werden, den direkten Produktschutz selber gewährleisten und dabei trotzdem vollständig recyclingfähig bleiben.
Nachhaltigkeit schlägt POS-Performance.
Für die Faltschachtelindustrie sollte Tescos Initiative bei Zahnpasta ein Weckruf sein. Denn das Vorgehen lässt sich auf viele andere Bereiche übertragen. Kann man nicht beispielsweise Cerealien nur im Beutel verpackt in die Regale bringen? Die Argumente sind da – und im Zweifelsfall schlägt Nachhaltigkeit die POS-Performance.