In unserem Experten-Podcast spricht Matthias Giebel, Partner für Nachhaltigkeit & Innovation bei B+P Consultants, mit der Circular-Economy-Koryphäe Martin Stuchtey. Der Professor für Ressourcenstrategien und -management an der Universität Innsbruck ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Think-Tanks SYSTEMIQ. Wir wollten von ihm wissen, welche Innovationen notwendig sind, damit Kreislaufwirtschaft in der Verpackungsindustrie gelingt? Die Frage ist elementar, denn aktuell sind die Aussichten (noch) eher düster.
In unserer zweiten Podcast-Episode unserer Podcast-Reihe „Pioniere der Nachhaltigkeit“ widmen wir uns Martin Stuchtey dem Schlüsselthema unserer Branche: Der Wende zur Kreislaufwirtschaft. Zwar sind wichtige Weichen schon gestellt, aber die Wende ist noch nicht geglückt. Mehr noch: Die aktuelle Dynamik trägt nicht. Da muss mehr kommen, sonst werden die gesetzten und erforderlichen Abfallziele nicht erreicht.
Düstere Aussichten
Wenn es in Umfang und Geschwindigkeit so weitergeht, wie in den letzten 5 Jahren, dann wird sich der jährliche Zustrom von Plastik in die Ozeane bis 2040 fast verdreifachen. Bei einer prognostizierten Spanne von 23 – 37 Millionen Tonnen pro Jahr liegt das Mittel bei inakzeptablen 30 Millionen Tonnen. Das entspricht 50 kg Kunststoff pro Meter Küstenlinie weltweit! Die Menge an Plastik in den Meeren hätte sich damit im Vergleich zu heute vervierfacht.
Das Pflichtenheft für eine Verpackungswende innerhalb von 10 Jahren
- Design to recycle – und zwar konsequent!
- Andere Materialien Konkret: Weniger Laminate, mehr Monomaterial, mehr feste Verpackungen!
- Klare und intelligente Rahmenvorgaben wie beispielsweise
- CO2-Steuer
- Mindestquoten in Kombination mit intelligenten EPR-Systemen (Extended Producer Responsibility) wie z. B. Bonus-/Malus-Systemen, die auf ein dynamisches System setzen und zu einem „Race to the Top“ führen. Ein solches System würde Unternehmen, die eine im Vergleich zum Wettbewerb höhere Rezyklatquote aufweisen, mit Boni belohnen.
Wege und Maßnahmen
- Transparente und harmonisierte Rezyklatstandards, die uns helfen, Stoffströme zusammen und Materialien im Kreislauf zu führen.
- Neue Materialien, wobei Paperisation und biogene Kunststoffe trotz aller Berechtigung nicht als seligmachende Lösung bewertet werden können. Kunststoffe sind nicht per se das Problem. Der Knackpunkt ist hier der „Single Use“, der darüber hinaus aktuell noch zur Hälfte nach Gebrauch verbrannt wird. Dabei gehen jährlich Warenwerte zwischen 3 und 4 Milliarden EUR verloren.
- Mehrweg als spannendes Modell, das gerade im B2B-Bereich zu neuen, innovativen Geschäftsmodellen führen kann. Mehrweg ist so gesehen nicht nur eine Chance für Müllvermeidung und Klimaschutz, sondern auch ein innovatives Businessmodell. Als Beispiel hier: XaaS (Everything as a Service), wo Produkte bis hin zu Molekülen als Service angeboten werden.
Über Martin Stuchtey
Martin Stuchtey ist Professor für Ressourcenstrategien und -management an der Universität Innsbruck und Gründer sowie geschäftsführender Gesellschafter von SYSTEMIQ. SYSTEMIQ agiert als Think-Tank und Investor in den Bereichen nachhaltige Landnutzung, zirkulare industrielle Systeme und erneuerbare Energiesysteme, um Marktdynamiken und Geschäftsmodelle zu transformieren.
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