Süßwaren in Papier: Ab in die Vergangenheit?

Fotoquelle: © Mars Wrigley

In den Markt für Papierverpackungen ist viel Bewegung gekommen. Der Trend ist eindeutig: Große FMCG-Unternehmen setzen im Zuge ihrer Kunststoffreduktions-Ziele verstärkt auf das Fasermaterial – Innovationen sei Dank. Ist also bald wieder, wie noch in den 70ern, jede Schokolade in Papier verpackt? Klar ist: Auch Papier muss seine ökologischen Hausaufgaben machen, um bei Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft zu punkten.

 

Papierbasierte Verpackungen erschließen sich in jüngster Zeit immer mehr Einsatzfelder, die bislang eine ausschließliche Domäne des Kunststoffs waren. Der Trend hin zu Papier als Ersatz für Kunststoff ist im Markt klar auszumachen. Treiber sind vor allem auch die großen Marken des FMCG-Bereichs. Sie setzen im Zuge ihrer Ziele zur Reduktion von Kunststoff vermehrt auf das Fasermaterial, dass selbst im sensiblen Bereich des Lebensmittelkontakts Dank fortwährender Innovationen mit immer besseren Barriereeigenschaften punkten kann.

Auch wenn der Trend zu Papier gerade im Bereich Lebensmittel anhalten wird, sollten wir den Packstoff nicht als alleinigen Heilsbringer im Verpackungsbereich verstehen. Ein Grund dafür: Wie üblich wachsen die Herausforderungen mit der Masse. Damit Papier beim Klimaschutz und bei der Kreislaufwirtschaft auch bei zunehmender Nutzung überzeugen kann, muss es Hausaufgaben erledigen, die es in sich haben. Bleibt Papier hier überzeugende Antworten schuldig, kann es sein Versprechen auf positive Umwelt- und Klimaeffekte nicht einhalten.

Der Trend: Mit Papier Kunststoff vermeiden
Große Markenunternehmen aus dem FMCG-Bereich wie Nestlé oder Unilever haben sich in umfangreichen Zielen zur Reduktion des Kunststoffeinsatzes bei ihren Verpackungen verpflichtet. Über die Substitution von Kunststoff mit Papier hoffen die Unternehmen, bei drei zentralen Aspekten der Nachhaltigkeitsdebatte zu punkten: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Vermeidung von Ocean Littering.

Die Beispiele sind zahlreich. So verpackt Nestlé nach dem YES!-Riegel jetzt auch seine Smarties in Papier. Ritter Sport hat erste Papierpiloten für seine Schokoquadrate getestet und jüngst hat Mars Wrigley seine Balisto-Riegel papierverpackt in die Regale gebracht. Aber auch jenseits des Süßwarensektors ist Bewegung, beispielsweise bei Tiefkühlkost oder Fertiggerichten für die Mikrowelle.

Papier: Heilsbringer mit begrenzter Haftung?
Der Trend ist also klar. Bei der Umweltfrage bleiben dagegen Fragezeichen. Denn auch wenn Papier oft die bessere Ökobilanz zugeschrieben wird, so wird gerade die Klimabilanz durchaus kontrovers diskutiert. Und auch in puncto Kreislaufwirtschaft muss nachgelegt werden.

Klima: Für eine Papierherstellung in großem Stil muss viel Wald mit schwerem Gerät abgeholzt und transportiert werden. Auch die nachfolgende Wiederaufforstung ist nicht umsonst zu haben. Die Papierproduktion schließlich ist sehr energieintensiv. Für eine gute Klimabilanz kommt es bei der Papierproduktion also auf eine nachhaltige Waldbewirtschaftung in Kombination mit nachhaltigen Stromquellen für die Produktion an.

Kreislaufwirtschaft: Ohne Frage sind die Systeme für Sammlung und stoffliche Wiederverwertung bei Papier deutlich besser als beim Kunststoff. Gleiches gilt für die Quoten des stofflichen Recyclings. Beide Aspekte sind für eine nachhaltige Verwendung von Papierverpackungen entscheidend, wie jüngst das bifa-Umweltinstitut dargelegt hat. Deshalb müssen die Anstrengungen in diesen Feldern gerade bei steigendem Papierverbrauch weiter verstärkt werden.

Zurück in die 70er?
Bis in die 80er Jahre hinein waren nahezu alle Schokoriegel in Papier verpackt. Erst danach begann der Siegeszug des Kunststoffs. Allerdings sind die Ansprüche an Lebensmittelsicherheit, Umwelt- und Klimaschutz in den letzten 40 Jahren explodiert. Dem muss sich auch der Packstoff Papier stellen.
Für den Moment und die nahe Zukunft ist der Trend klar: Wir werden immer mehr Papierverpackungen in den Regalen sehen. Dank spannender Innovationen speziell im Bereich der Barriere erarbeitet sich das Material immer neue Anwendungsbereiche. Das kann man durchaus begrüßen – ohne in Papier den alleinigen Heilsbringer im Verpackungsbereich zu verstehen.


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