Wie man das eigene Unternehmen in disruptiven Zeiten krisenfest und „enkelfähig“ aufstellt

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Das Wort „Krise“ hat das Potential zum Wort des Jahrzehnts zu werden. Abseits von Corona und Ukrainekrieg sind es vor allem Klimaereignisse wie Dürren und Überflutungen, die nicht nur unser Leben, sondern auch unsere Lieferketten bedrohen. Viel zu spät, dafür aber nun mit Hochdruck, reagiert die Politik und versucht sich an der Transformation unserer Gesellschaft hin zu einer umweltfreundlichen und sozialverträglichen Lebens- und Wirtschaftsweise. Auch den meisten Unternehmern ist bewusst, dass etwas geschehen muss. Aber wie können sich mittelständische Unternehmen zukunftssicher für nachfolgende Generationen aufstellen? Wir zeigen Ihnen drei Handlungsbereiche, in denen sich eine kritische Überprüfung besonders lohnt.

 

In jüngster Zeit sehen sich Unternehmen mit einer Fülle von regulatorischen Maßnahmen speziell im Umwelt- und Klimabereich konfrontiert. Sie betreffen das Geschäft kurz-, mittel- und langfristig. Gerade für mittelständische und inhabergeführte Unternehmen stellt sich damit auch die Frage, wie sie ihren Betrieb in einer Marktwirtschaft unter diesen Rahmenbedingungen zukunftssicher bzw. enkelfähig aufstellen können.

 

Enkelfähigkeit

Der Begriff der Enkelfähigkeit stammt vom Wirtschaftsphilosophen Anders Indset. Er definiert ihn wie folgt: „Enkelfähig zu sein bedeutet, wertorientiert zu leben und dies mit wirtschaftlichem Denken in Einklang zu bringen. Es ist wirtschaftliche Tragfähigkeit über Zeit statt auf Zeit, wobei Ökologie und Ökonomie kein Widerspruch sind.“

In anderen Worten: Nachhaltigkeit wird zur Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg, der nicht nur auf kurzfristige Rendite zielt, sondern Werte und Geschäftsmodelle schafft, die Bestand haben und auch den Nachfolgern eine tragfähige Basis für Markterfolge bietet.

Damit das gelingt, empfehlen wir unseren Kunden aus der Verpackungsindustrie, ihr aktuelles Geschäftsmodell insbesondere in drei Handlungsbereichen kritisch zu überprüfen.

 

Handlungsbereich 1: Analyse der Regulierungsmaßnahmen und Risiko-Bewertung

Die regulatorischen Anforderungen an Produkte und Unternehmen, die sich aus dem Green Deal der EU ergeben, gelangen zunehmend in die Umsetzungsphase.

Die folgende Auflistung von Maßnahmen der letzten zwei Jahre stellt nur eine kleine Auswahl dar, die die Bandbreite der regulatorischen Eingriffe jedoch bereits deutlich macht.

Regulierungen als Treiber auf Produktebene:

  • Überarbeitung der Verpackungsrichtlinie (PPWD)
  • Farm to Fork Strategie
  • Food Contact Materials Framework
  • Einwegplastik-Richtlinie (SUPD)
  • Green Claim Gesetzgebungsverfahren
  • Erweiterte Produzentenhaftung (EPR Schemes)
  • Sustainable Products Policy (ECO Design)
  • Waste Shipment Regulation
  • EU Waste Directive
  • Entwaldungsfreie Lieferkettenregulation

Regulierungen als Treiber auf Unternehmensebene

  • Deutsches Lieferkettengesetz
  • Human-Rights Supply Chain Due Diligence Regulation
  • Whistleblower-Directive
  • Industry Emission Directive
  • EU-Taxonomy Directive
  • Corporate Sustainability Directive

Für Unternehmen stellt sich vor diesem Hintergrund die Anforderung, über eine fundierte Regulatorik-Analyse sicherzustellen, dass nicht nur die heutigen Compliance-Anforderungen erfüllt werden, sondern auch die aktuell noch in der Umsetzung befindlichen Regulierungen bereits „auf den Radar“ sind und Beachtung finden.

Ergänzend dazu sollte eine Nachhaltigkeits-Risiken-Analyse für die Bereiche Klima und Lieferkette mit anschließender Materialitäts-Analyse sicherstellen, dass die wesentlichsten Risiken nicht nur erkannt und transparent kommuniziert werden können, sondern auch die Grundlage für ein kontinuierliches Risikomanagement darstellen.

 

Handlungsbereich 2: Definition der Nachhaltigkeitsanforderungen von Kunden und Märkten

Bei den Nachhaltigkeitsanforderungen von Kunden und Märkten muss sich die Verpackungsindustrie vor allem zwei zentralen Herausforderungen stellen.

  1. Verpackungs-Design-Strategien: Die Anforderungen der Markenartikler und Handelsunternehmen an nachhaltige Verpackungs-Design-Strategien müssen auf der Ebene der Produkte und des Produkt-Portfolios konkret analysiert und erkannt werden. Große Kundenunternehmen sind hier aufgrund des zeitlichen Verzuges in der Umsetzung oftmals schon weiter als kleine Kundenunternehmen. Auch bei den Branchen und Regionen gibt es solche, die weiter sind als andere. Diese Situation sollte klar analysiert und die Prioritäten entsprechend gesetzt werden.
  2. ESG-Kriterien: Kundenwünsche in Bezug auf die Kriterien für „Environment, Social, Governance“ (ESG) müssen auch auf Unternehmensebene analysiert und definiert werden. Zu den gängigsten Rahmenwerken und Leitlinien gehören dabei beispielsweise die Global Reporting Initiative (GRI), der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK), EcoVadis oder Sedex (ESG-Ratings), UN Global Compact, UN Sustainable Development Goals (SDGs) und das Carbon Disclosure Projekt (CDP). Auch bei diesem Punkt gilt es zunächst, die wesentlichsten Anforderungen bezüglich der Ansätze zu bewerten und zu priorisieren. Die Umsetzung sollte zudem in einer Roadmap zusammengefasst werden.

 

Handlungsbereich 3. Anpassung der Nachhaltigkeit des Produkt- und Service-Angebots

Basierend auf den Erkenntnissen und Anforderungen aus den Handlungsbereichen eins und zwei sollten Produkt- und Service-Portfolio angepasst werden.

Konkret gilt es zu prüfen, inwiefern die diesbezüglich priorisierten Anforderungen bereits erfüllt und durch entsprechende Service-Angebote untermauert werden. Das betrifft unter anderem die Recyclingfähigkeit, den Einsatz von Rezyklaten, die Reduktion des Packaging Carbon Footprint der eingesetzten Verpackungsmaterialien oder auch die Energie- und Materialeffizienz von Verpackungsmaschinen.

Das Ziel muss eine klare Priorisierung der Entwicklungs-Pipeline bei Produkten und Services sein.

 

Schlussfolgerung: Kontinuierliche Geschäftsmodell-Erneuerung

Abschließend müssen die Erkenntnisse aus allen drei Handlungsbereichen in das aktuelle Geschäftsmodell eingebracht werden. Zentral ist dabei, dass dies nicht nur einmalig geschieht.

Die Erneuerung muss kontinuierlich sein und dazu zwingend systematisch mit einer Nachhaltigkeitsstrategie, einem Nachhaltigkeitsmanagement, einem Nachhaltigkeitsprogramm und einer Nachhaltigkeits-Roadmap im Management und in der Unternehmens-DNA verankert werden.

Nur dann sind die Wertsteigerung des Unternehmens und seine Enkelfähigkeit das Ergebnis eines systematischen Prozesses und kein Zufall. Nur so sind sie im hergebrachten Wortsinn nachhaltig und anhaltend.

 

Unterstützung

Wir unterstützen unsere Kunden aus der Verpackungsindustrie aus vollster Überzeugung dabei, ihr aktuelles Geschäftsmodell kritisch zu überprüfen und damit den Unternehmenswert zu steigern und das Unternehmen zukunftssicher für nachfolgende Generationen aufzustellen. Sprechen Sie uns gerne an.


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