Rechtssichere Innovationen im Zeitalter der Regulierung

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Zu den Herausforderungen, die sich bei der Entwicklung innovativer Verpackungslösungen ohnehin stellen, kommt vermehrt auch der Aspekt der Rechtssicherheit ins Spiel. Die wachsende Zahl von europäischen und nationalen Regulierungen verkompliziert die Sache. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, die eigene Innovationsarbeit auf Rechtssicherheit hin abzuklopfen – und zwar schon vor Inkrafttreten der Regulierungen. Einige Unternehmen haben sich bereits auf den Weg gemacht. Die anderen werden folgen müssen, auch wenn es zu einem erheblichen Mehraufwand führt. Wir blicken zurück und voraus – und wir geben Ihnen Ratschläge an die Hand, wie Sie vorgehen sollten.

 

Was bisher geschah

Bereits 2023 und in den Jahren zuvor standen Verpackungen auf dem Prüfstand. Vermehrt seit der Vorstellung des Green-Deal durch die EU-Kommission im Jahr 2019 fallen die Würfel in rascher Folge.

Zu den im ablaufenden Jahr beschlossenen oder auf den Weg gebrachten Regelwerken gehören die neue Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR), die Green-Claim-Verordnung, die Single Use Plastic Directive, die Food Contact Materials (FCM) Regulierung, die EU-Deforestation-Regulierung und so weiter. Sie alle haben zum Ziel, den Weg zur Circular Economy mit dem Ziel Klimaschutz zu definieren. Und sie alle haben Einfluss auf Verpackungen und auf die Entwicklung neuer, innovativer Verpackungen.

 

Exkurs: Die Ausweitung der Anforderungen

Die Gestaltung von Verpackungen und die Entwicklung neuer Innovationen sind historische Aufgaben der Verpackungsentwickler sowohl bei den Verpackungsherstellern als auch bei den Verpackungsverwendern in der Markenartikelindustrie und den Eigenmarken des Handels.

  • Ganz ursprünglich bestand die Aufgabe dabei primär in der Gewährleistung des Schutzes für das zu verpackende Produkt.
  • Dann entdeckt das Marketing die Verpackung als stillen (und herausragenden) Verkäufer am Point of Sale. Die kreative Gestaltung, Dekoration oder Veredelung wurde zunehmend unverzichtbar zur Differenzierung des immer zahlreicher werdenden Wettbewerbs im Regal.
  • In der Folge wurde das Leistungsspektrum um den Aspekt der Convenience erweitert. Eigenschaften wie einfaches Öffnen, Entnehmen und Wiederverschließen kamen mit auf die Agenda der Innovationsarbeit.
  • Zuletzt bekam die Verpackung dann eine weitere Aufgabe zugetragen: Sie sollte die Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit des Produkts nicht nur verkünden, sondern selbst glaubwürdig unterstreichen.

Mit der Ausweitung der Anforderungen und das steigende Leistungsspektrum wuchsen parallel auch die Anforderungen an die Verpackungsentwicklung, sowohl quantitativ in der Breite als auch qualitativ in der Komplexität.

 

Neue Herausforderung: Compliance

Die steigende Zahl der Regulierungen rund um die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft nehmen dabei als Querschnittsthema nicht nur Einfluss auf alle bestehenden Anforderungen an die Verpackung, sondern sie fügen eine weitere Herausforderung hinzu: Verpackungsinnovationen müssen im Zeitalter der Regulierungen rechtssicher sein! Und die Verpackungsentwicklung muss dafür für die Compliance sorgen.

Die Frage, die sich stellt: Ist man als Unternehmen organisatorisch darauf eingestellt? Hat man die nötigen Ressourcen wie beispielsweise Fachkräfte und Zeit? Oder wie kann man mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen für Compliance sorgen? Offensichtlich ist, dass die Verpackungsentwicklung in vielen Fällen noch nicht über die erforderlichen regulatorischen Kompetenzen verfügt.

 

Ausblick und Folgen

Mit der wachsenden Verantwortung gewinnt die Verpackungsentwicklung im Unternehmen an Bedeutung.

  • Das Management muss in der Vorstandssitzung über die Regelungen informiert werden und das notwendige Problembewusstsein erzeugen.
  • Auch die Kolleginnen und Kollegen im Marketing müssen erfahren, dass Marketingaspekte kein zulässiges Performancekriterium für die Bewertung einer Verpackung mehr darstellen (oder nur noch in dem Rahmen, wie sie compliant sind).
  • Ganz praktisch muss aber auch das bestehende Verpackungsportfolio im Hinblick auf seine Konformität mit den Regelwerken überprüft werden. Das gilt sowohl für den Verpackungshersteller als auch für den Verpackungsverwender.
  • Zugleich muss über rechtssichere Designregeln sichergestellt werden, dass im Rahmen von Neuentwicklungen jede Verpackung direkt compliant entwickelt wird.

 

Schwebezustand durch PPWR & Co.

Am Beispiel der PPWR lässt sich eine zusätzliche Herausforderung erkennen: Der komplexe regulatorische Prozess, über den wir in unserem Newsletter häufig berichtet haben, läuft über mehrere Jahre und erfährt durch den Einfluss von Lobbyorganisationen eine Vielzahl von Veränderungen, bevor es zu einer Verabschiedung kommt. Was macht man nun in dieser „Übergangszeit“?

Insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Fristen, die zwischen der Verabschiedung und dem Inkrafttreten einer Regulierung liegen, meist recht kurz sind, ist klar, dass Abwarten keine Option darstellt. Compliance lässt sich nicht über Nacht herstellen. Das Risiko, plötzlich ohne rechtskonformes Portfolio dazustehen, ist viel zu schwerwiegend.

Das Positive: Unternehmen können proaktiv tätig werden. Da die grundsätzliche Intention der jeweiligen Regulierung häufig schon lange vor der finalen Verabschiedung deutlich zu Tage tritt, kann man frühzeitig geeignete Maßnahmen treffen und die Weichen in die richtige Richtung stellen.

 

Fazit + Empfehlung

Unserer Erfahrung nach ist eine pragmatische, mehrstufige Herangehensweise sinnvoll:

  1. Gewinnen Sie einen Überblick zu den anstehenden Verpackungsregulierungen.
  2. Bewerten Sie die Relevanz der Regulierungen für das eigene Verpackungsportfolio.
  3. Leiten Sie den Handlungsbedarf für die Anpassung des bestehenden Portfolios ab.
  4. Definieren Sie rechtssichere Designregeln für die Verpackungsentwicklung.

Nicht verschweigen darf man, dass diese Aufgaben meist nur mit einer besseren personellen Ausstattung der Verpackungsentwicklung zu meistern sind. Auch organisatorisch müssen einige Stellschrauben neu gesetzt oder nachjustiert werden. Rechtssicherheit kostete früher nur einen Bruchteil der Zeit und des Fachwissens, die heute erforderlich sind.

Einen interessanten Einblick in das Feld rechtssicherer Designregeln und wie Unternehmen damit umgehen, bieten die „Golden Design Rules“ von Nestlé, die wir Ihnen hier als PDF-Präsentation verlinken.

Grundsätzlich und darüber hinaus stehen wir Ihnen als B+P Consultants gerne zur Seite. Sprechen Sie uns an.

 


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